Der Burnett-Fall ist ja ein gutes Beispiel dafür, wie es in die Hose gehen kann, wenn man sich nur auf die offensichtlichen Symptome stützt, ohne zu verstehen, was da eigentlich abläuft (siehe Hahnemann: "Krankheitsverständnis"). Man muss sich ja wundern, warum dieser geniale Homöopath nicht schon früher Belladonna abgesetzt hat. Wenn es immer wieder Rückfälle gibt, ist das doch ein Zeichen, dass die Arznei den wahren Krankheitsprozess nicht erfasst.
Klar, damals gab es noch nicht die klinischen Diagnostik, die wir heute haben, aber er hätte z. B. mal in der Familie forschen können, welche Krankheiten es da gab oder gegeben hatte - vielleicht wäre er da auf eine tuberkulinische Belastung gekommen. Dass bei Tuberkulose epileptische Anfälle auftreten können, müsste damals schon bekannt gewesen sein.
Klar, bei einer banalen Krankheit wie z. B. Husten, Schnupfen wird niemand gleich die Familiengeschichte ("Miasmatik") des Patienten erforschen, aber wenn so was Banales immer wieder auftritt, kann es nicht schaden, wenn man mal die Krankheiten in der Familie abfragt. Denn es kann sein, dass man dann auf ein ererbtes Leiden, eine Veranlagung stößt - und dadurch möglicherweise die Symptome/Krankheiten der Vorfahren des Patienten zur Mittelfindung mit heranziehen kann.
Re: Medizinische Diagnostik - wenn man Homöopath ist, muss man sich auch mit Krankheiten auskennen, zumindest typische Symptome kennen und erkennen, einfache Untersuchungen vornehmen, das lernt man ja auch in der Ausbildung, aber man muss auch wissen, was im Inneren los ist (speziell wenn das gegebene Mittel zwar zu den erkennbaren Symptomen passt, aber nur oberflächlich oder gar nicht wirkt, siehe Burnett) und man muss bei inneren Erkrankungen auch die Wirkung des hom. Mittels kontrollieren können (Verlaufskontrolle) und das geht halt nur über Apparatemedizin. Es nutzt ja nix, wenn der Patient nach Mittelgabe bessere Laune, weniger Schmerzen und keine Hühneraugen mehr hat :), und am Tumor tut sich nichts.
"Also rein symptomatisch scheint nicht die absolute letzte Wahrheit zu sein."
Das darf man jetzt nicht durcheinanderwerfen. Die homöopathische Behandlung - die Mittelwahl - erfolgt nach der individuellen Symptomatik, nicht nach dem medizinischen Befund! Ich versuche mal ein Beispiel:
Ein Ehepaar sitzt vor der Glotze. Plötzlich sagt der Mann: "Du, Gerda, ich sehe von Markus Lanz nur noch die untere Hälfte, mir ist ganz schwindlig, mach mal das Fenster auf, die Luft hier drin ist so schlecht."
Die medizinische Diagnose dieses Zustands ist ziemlich einfach: Schlaganfall.
Die homöopathische Diagnose ist: Sehen gestört, sieht nur die untere Hälfte/Verlangen frische Luft. Aurum. Ab ins Krankenhaus.
"Und soll man tatsächlich eine Diagnose behandeln die keine Symptome verursacht? Löst man damit u.U. nicht die Symptome aus, da das Mittel ja die entsprechenden Symptome hat?"
Wenn du gar keine Symptome hast, kannst du homöopathisch höchstens mit einer Tiefpotenz unterstützen, z. B. bei alten Leuten oder überhaupt in Endstadien das Herz, die Leber, zur Entwässerung etc.
"Z.B. Drosera nach kalter Nässe mit daraus resultierendem Husten."
Mhm, Drosera ist mir da gar nicht so präsent. Ich hätte bei der Causa spontan an Dulcamara gedacht - Husten nach Kälte/speziell auch, wenn die Kleinen im Sommer kein Ende beim draußen Planschen finden und bis abends draußen bleiben wollen.
"Aber weder Stridor und Art des Hustens haben beim Repertorisieren Acon. ergeben."
Aber immerhin: Aconit steht hochwertig in der Rubrik Larynx und Trachea, Pseudokrupp.
So, das muss erst mal reichen für heute.
LG ilse
Hätte ich mal lieber das Komfort-Antwort-Fenster genommen ...