Beginnen wir mit den Symptomen die wir sofort von unserer Liste streichen können. Das erleichtert den Blick auf das Wesentliche.
Die meisten Patienten haben sich die Terminologie der Medizin angeignet und beschreiben Ihre Symptome in dieser Fachsprache. Wir müssen also von vornherein Diagnosen und pathognomonische Symptome aussortieren. Also alles was krankheitskennzeichnend normal ist.
Die pathognomonischen Symptome sind von unserer Betrachtungsweise wertlos, es sei denn sie werden durch Modalitäten aufgewertet.
Kent gibt uns ein Hierarchisationsschema vor:
Geistes und Gemütssymptome
Wille, Verstand, Intellekt
Allgemeinsymptome
Zeit, Temperatur, Wetterlage, Bewegung, äußere Stimuli, Essen, Trinken, Schlafen, Kleidung und Baden
Lokalsymptome
seltene und besondere Symptome und deren Modalitäten
Wir wählen nach obigen Schema nur die hervorstechenden und eindeutigen Symptome aus. Wir fügen auch Symptome hinzu die der Patient selbst nicht geäußert hat, die wir jedoch objektiv festgestellt haben.
Keine Vermutungen, Spekulationen oder falsche Formulierungen. Wir tendieren leicht dazu, wenn wir im Repertorium das Symptom nicht finden und auf der Suche nach Ersatz sind!
Weniger ist mehr.
Wir fangen also bei den Geistes- und Gemütssymptomen an. Danach werden die wichtigsten Allgemeinsymptome aufgenommen.
Nun haben wir unsere Arbeitsgrundlage!
Wenn wir auf 3-5 Arzneimittel durchrepertorisiert haben können wir die Lokalsymptome zur Bestätigung hinzufügen. Die dann übrig gebliebenen Arzneimittel sollten den Patienten sehr gut abbilden. Wir suchen uns dann das Mittel heraus welches den Patienten am Besten abbildet. Wir können davon ausgehen, das wir das passende Mittel gefunden haben.
Es gibt noch mehr Methoden, wie z.B. von Boger, Stearns, Boericke und vielen anderen Größen. Ich möchte es hier bei der Kurzvorstellung der Kent`schen Methode belassen da andere Methoden meist "Abkürzungen" darstellen.
Ergänzt von Ilse:
Symptome nach § 153 des Organons haben den höchsten Wert. So kann zum Beispiel durchaus auch ein "auffallendes, sonderliches, ungewöhnliches und charakteristisches" Lokalsymptom beim Hierarchisieren an die Spitze rücken.
Sonderlich, auffallend usw. kann zum Beispiel die Widersprüchlichkeit eines Symptoms sein:
Trockenheit des Mundes, ohne Verlangen zu trinken
Kälte des Körpers, will aber nicht zugedeckt werden
Singen und Tanzen bei Kummer
Oder die Erstreckung:
Schmerzen in der linken Hüfte bei Husten
Schmerzen Abdomen, Ausdehnung in das Schulterblatt
Oder das Abwechseln von Beschwerden:
Diarrhoe wechselt mit rheumatischen Schmerzen
Amenorrhoe wechselt mit Nasenbluten
Oder die Zeit:
mit dem Sonnenstand zu- und abnehmende Beschwerden
Periodizität täglich zur gleichen Zeit
Bei der Anamnese sollte möglichst immer nach vollständigen Symptomen gefragt werden, je präziser die Beschreibung desto höher der Wert.
Wodurch?
Auslöser, Causa: Unfall, Operation, Schreck, Kummer ...
Wo?
Ort der Beschwerde, Ausstrahlung von Schmerzen, Seitenwechsel ...
Wie?
Empfindung: Stechen, Drücken, Kribbeln, "als ob" ...
Wann?
Tageszeit, Jahreszeit, im Schlaf ...
Besser/schlechter durch?
Wärme, Ruhe, Bewegung, Essen, Erregung ...
Begleitsymptome?
Gleichzeitig mit der Hauptbeschwerde auftretende (ungewöhnliche) Nebenbeschwerden, Diarrhoe während Mensis, Harndrang bei Kopfschmerzen ... und/oder Gemütsveränderungen