#1

Verordnen mehrerer Arzneien

in Allgemeines zur Homöopathie 19.02.2010 11:56
von Wolfi | 756 Beiträge | 1255 Punkte

Zitat
Roy: Hahnemann hat in den letzten 16 Jahren seines schöpferischen Lebens mit dem Verordnen von mehreren Arzneien gleichzeitig experimentiert. Seine Pariser Krankenjournale belegen eindeutig, dass er dort fast ausschließlich so arbeitete. Auch der geniale engl. Homöopath Burnett arbeitete fast ausschließlich so, und er hatte die größten Erfolge damit. Doch, und dies ist immer entscheidend, müssen die Verordnungen nach den einsehbaren homöopathischen Gesetzmäßigkeiten erfolgen, sonst behandelt man nur die Symptome der Krankheit, und nicht den Menschen an sich. Ein ganz einfaches Beispiel: jemand bekommt Calc. carb. als Konstitutionsmittel, durch Säfteverlust ist China angezeigt, also bekommt er neben dem Calc. carb. für den akuten Säfteverlust China.

http://www.rocco-kirch.de/texte-zur-homo...opath-ravi-roy/



Hallo Ihr Lieben,
wie ist denn das obige wohl zu verstehen, Hahnemann hätte mehrere Arzneien gleichzeitig verordnet. WEiß da jemand was darüber?
LG
Wolfi


Omnia mutantur, nihil interit - Alles verändert sich, nichts geht zugrunde

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#2

RE: Verordnen mehrerer Arzneien

in Allgemeines zur Homöopathie 20.02.2010 15:59
von ilse • Administratorin | 2.712 Beiträge | 11512 Punkte

Hallo, Wolfi,
Hahnemann hat sein Leben lang experimentiert ... er fing ja bei Null an, musste Erfahrungen sammeln, das geht nicht ohne Experimentieren. Er hat wohl auch Mittel versuchsweise gleichzeitig verordnet, eine Zeitlang hat er sogar fast allen Patienten Sulphur gegeben. Offensichtlich hat er aber festgestellt, dass das der falsche Weg ist.

Zum Beispiel bei Rocco Kirch: Das verstehe ich eigentlich nicht als Verordnung mehrerer Mittel gleichzeitig. Jemand hat wegen seiner chronischen Erkrankung Calc-c bekommen, irgendwann kriegt er Durchfall = Säfteverlust und bekommt aufgrund der akuten Symptomatik China. Wenn der Durchfall verschwunden ist und es bei der chronischen Erkrankung keine neuen Symptome gibt, kann er wieder Calc-c bekommen.

Ich bin bestimmt kein Ravi-Fan, aber immerhin fügt er an: "Doch, und dies ist immer entscheidend, müssen die Verordnungen nach den einsehbaren homöopathischen Gesetzmäßigkeiten erfolgen." (Den Nachsatz "sonst behandelt man nur die Symptome der Krankheit, und nicht den Menschen an sich." beachte ich mal nicht, da bin ich anderer Meinung.

Was den zitierten Burnett angeht: Gut, er hat wohl auch mal zwei Mittel gleichzeitig gegeben, aber das Besondere an seinen Verordnungen war eigentlich die schnelle Folge von Mitteln. Sobald sich die Symptomatik änderte, wechselte er das Mittel, manchmal schon nach einigen Stunden. Dazu muss man allerdings sagen, dass er schwerste Fälle mit happigen Organschäden behandelte, bei denen jeder Tag zählte. Heutige Homöopathen kriegen solche Fälle kaum zu Gesicht, weil die Patienten längst auf der Intensivstation liegen.
LG ilse

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#3

RE: Verordnen mehrerer Arzneien

in Allgemeines zur Homöopathie 21.02.2010 13:00
von Wolfi | 756 Beiträge | 1255 Punkte

Zitat
Hallo, Wolfi,
Hahnemann hat sein Leben lang experimentiert ... er fing ja bei Null an, musste Erfahrungen sammeln, das geht nicht ohne Experimentieren. Er hat wohl auch Mittel versuchsweise gleichzeitig verordnet, eine Zeitlang hat er sogar fast allen Patienten Sulphur gegeben. Offensichtlich hat er aber festgestellt, dass das der falsche Weg ist.

Zum Beispiel bei Rocco Kirch: Das verstehe ich eigentlich nicht als Verordnung mehrerer Mittel gleichzeitig. Jemand hat wegen seiner chronischen Erkrankung Calc-c bekommen, irgendwann kriegt er Durchfall = Säfteverlust und bekommt aufgrund der akuten Symptomatik China. Wenn der Durchfall verschwunden ist und es bei der chronischen Erkrankung keine neuen Symptome gibt, kann er wieder Calc-c bekommen.



Vielen Dank, Ilse. Ja, genau so habe ich es vermutet. Ich wollte es aber gerne noch von jemandem wissen, der es wirklich weiß, also die Hintergründe dazu kennt (z.B. diese Verordnung Calc. und Chin.), also vielen Dank!

Zitat
Ich bin bestimmt kein Ravi-Fan, aber immerhin fügt er an: "Doch, und dies ist immer entscheidend, müssen die Verordnungen nach den einsehbaren homöopathischen Gesetzmäßigkeiten erfolgen." (Den Nachsatz "sonst behandelt man nur die Symptome der Krankheit, und nicht den Menschen an sich." beachte ich mal nicht, da bin ich anderer Meinung.



Hihi, genau das habe ich auch gedacht: Immerhin. :-))
Deine Bemerkung zu seinem "Nachsatz" verstehe ich allerdings nicht ganz. Ich hätte ihn nämlich so verstanden, daß man nicht Einzelsymptome (wie z.B. einen Hautausschlag oder so) behandelt, sondern eben das Gesamtbild des Patienten, das dann vielleicht ein ganz anderes Mittel ergibt, als wenn man auf ein konkretes (bzw. besser: einzelnes) Symptom hin das Mittel aussucht. Wie meintest Du Deine Anmerkung zu seiner Aussage?


Zitat
Was den zitierten Burnett angeht: Gut, er hat wohl auch mal zwei Mittel gleichzeitig gegeben, aber das Besondere an seinen Verordnungen war eigentlich die schnelle Folge von Mitteln. Sobald sich die Symptomatik änderte, wechselte er das Mittel, manchmal schon nach einigen Stunden. Dazu muss man allerdings sagen, dass er schwerste Fälle mit happigen Organschäden behandelte, bei denen jeder Tag zählte. Heutige Homöopathen kriegen solche Fälle kaum zu Gesicht, weil die Patienten längst auf der Intensivstation liegen.
LG ilse



Ja, letztlich ist das fast das Gleiche wie Hahnemanns "Erfahrungen sammeln" zur Untermauerung der Richtigkeit einer gleichzeitigen Gabe mehrerer Mittel herzunehmen. Hört sich auf den ersten Anschein sinnvoll an, hat auf den genaueren Blick hin aber nichts miteinander zu tun. (Komisch eigentlich, daß jemand, der sich doch sicher gründlich mit der Homöopathie befaßt hat, das noch vermischen kann).
Lieben Gruß
Wolfi


Omnia mutantur, nihil interit - Alles verändert sich, nichts geht zugrunde

zuletzt bearbeitet 21.02.2010 13:09 | nach oben springen

#4

RE: Verordnen mehrerer Arzneien

in Allgemeines zur Homöopathie 21.02.2010 15:16
von ilse • Administratorin | 2.712 Beiträge | 11512 Punkte

Zitat
Deine Bemerkung zu seinem "Nachsatz" verstehe ich allerdings nicht ganz. Ich hätte ihn nämlich so verstanden, daß man nicht Einzelsymptome (wie z.B. einen Hautausschlag oder so) behandelt, sondern eben das Gesamtbild des Patienten, das dann vielleicht ein ganz anderes Mittel ergibt, als wenn man auf ein konkretes (bzw. besser: einzelnes) Symptom hin das Mittel aussucht. Wie meintest Du Deine Anmerkung zu seiner Aussage?



Nein, ich bezog mich bei dem Satz "sonst behandelt man nur die Symptome der Krankheit, und nicht den Menschen an sich" auf einen Glaubenskrieg zwischen Kentianern und Hahnemannianern. Hahnemann behandelte die Krankheit. Kentanhänger behandeln den Menschen. Kent war ein Anhänger des religiösen Mystikers Swedenborg, beileibe nicht der einzige unter den Homöopathen, Swedenborg war damals in.

Dieser Swedenborg teilte den Menschen in verschiedene Grade ein, von oben nach unten, von innen nach außen. Der höchste Grad, wo alles zusammenläuft und reguliert wird, ist der Geist. Deshalb soll Kent auch sein Repertorium nach diesen Graden eingeteilt haben, zuerst Gemüt, dann von Kopf bis Fuß.
Nach den Kentianern sind deshalb die Geistes- und Gemütssymptome die allerwichtigsten.

Bei Hahnemann sind dagegen die §-153-Symptome (sonderlich, auffallend ...), egal aus welchem Bereich die einzig ausschlaggebenden.

Wenn man allerdings Kents Fälle liest, stellt man fest, dass er keineswegs die Gemütssymptome als die alleinseligmachenden ansah. Und schon gar nicht - wie es die Kentnachfolger und andere "Homöopathie"-Richtungen später propagierten - die Charaktereigenschaften zum Krankheitssymptom machte.
Beispiel: Jemand hat schon immer gern rote Grütze gegessen, war redselig, aber gesund. Dann wird er krank, liebt immer noch rote Grütze, redet viel - und solche Eigenschaften und Vorlieben werden dann als Symptom für die Mittelwahl verwendet.
Das ist für mich der Unterschied zwischen "die Krankheit behandeln" und "den ganzen Menschen" behandeln.

Was die Behandlungsmethoden von Burnett angeht: Vielleicht läuft dir mal sein Büchlein "50 Gründe, warum ich Homöopath bin" über den Weg.
LG ilse


zuletzt bearbeitet 21.02.2010 15:20 | nach oben springen

#5

RE: Verordnen mehrerer Arzneien

in Allgemeines zur Homöopathie 21.02.2010 19:38
von Old bear • Administrator | 650 Beiträge | 650 Punkte

Insbesondere in der Krebstherapie verwende ich auch (wie Burnett und auch Rosina Sonnenschmidt) mehrere Arzneimittel (komplementär oder aufeinander folgend), aber niemals gleichzeitig wie bei einem Komplexmittel.
Ich kann auch nichts Verwerfliches daran finden, zusätzlich zu einer miasmatisch-konstitutioonellen Behandlung mit Hochpotenzen bestimmte Organsysteme mit organotropen Tiefpotenzen zusätzlich zu stützen. Aber eben auch hier: Nicht gleichzeitig und auf einmal, sondern immer mit zeitlichem Abstand - und sehr genau die Reaktionen auf jedes verordnete Mittel im Auge behalten und die Medikation ggf. kurzfristig anpassen.
LG
Thomas


Thomas B., Tierheilpraktiker und Klassischer Homöopath
"Manchen Menschen verbietet ihre gute Erziehung, mit vollem Munde zu reden; aber sie haben keine Bedenken, es mit leerem Kopf zu tun" (Oskar Wilde)
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#6

RE: Verordnen mehrerer Arzneien

in Allgemeines zur Homöopathie 21.02.2010 21:08
von Günther (gelöscht)
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Zitat



Ich kann auch nichts Verwerfliches daran finden, zusätzlich zu einer miasmatisch-konstitutioonellen Behandlung mit Hochpotenzen bestimmte Organsysteme mit organotropen Tiefpotenzen zusätzlich zu stützen. Aber eben auch hier: Nicht gleichzeitig und auf einmal, sondern immer mit zeitlichem Abstand - und sehr genau die Reaktionen auf jedes verordnete Mittel im Auge behalten und die Medikation ggf. kurzfristig anpassen.
LG
Thomas

Zitat



Hallo Thomas,
sehe ich das richtig, dass Du damit meinst, nicht gleichzeitig mehrere Organe behandeln ?

LG Günther


"Wer dem Anderen sein Anderssein nicht verzeihen kann, ist weit ab vom Wege der Weisheit." (chin. Gelehrter)

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#7

RE: Verordnen mehrerer Arzneien

in Allgemeines zur Homöopathie 21.02.2010 21:23
von Old bear • Administrator | 650 Beiträge | 650 Punkte

Hallo Günther,

Zitat von Günther

sehe ich das richtig, dass Du damit meinst, nicht gleichzeitig mehrere Organe behandeln ?
LG Günther



Nein. Mißverständnis. Nimm z. B. ein Tier mit Leber- und Nierenschaden, das zu alt/krank/schwach ist, um noch eine konstitutionelle Hochpotenzbehandlung zu vertragen, das würde die Lebenskraft überfordern. Man kann trotzdem auf der organotropen Ebene "gleichzeitig" die Leber mit Carduus marianus D 6 und die Nieren mit Solidago virgaurea D 6 stützen, indem man z. B. diese Mittel im täglichen Wechsel oder eines morgens und das andere abends gibt, aber niemals beide Mittel zusammen. Jeder Reiz muß einzeln gesetzt werden.

LG
Thomas


Thomas B., Tierheilpraktiker und Klassischer Homöopath
"Manchen Menschen verbietet ihre gute Erziehung, mit vollem Munde zu reden; aber sie haben keine Bedenken, es mit leerem Kopf zu tun" (Oskar Wilde)
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#8

RE: Verordnen mehrerer Arzneien

in Allgemeines zur Homöopathie 21.02.2010 21:34
von Günther (gelöscht)
avatar

Danke Thomas!!

Hatte es im Gefühl, dass ich das falsch verstanden habe...deshalb die Nachfrage.

LG Günther


"Wer dem Anderen sein Anderssein nicht verzeihen kann, ist weit ab vom Wege der Weisheit." (chin. Gelehrter)

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#9

RE: Verordnen mehrerer Arzneien

in Allgemeines zur Homöopathie 21.02.2010 21:55
von Wolfi | 756 Beiträge | 1255 Punkte

Was Old Bear beschreibt, -die (zeitlich versetzte) gleichzeitige Gabe einer Tiefpotenz direkt für ein Organ,- habe ich schon selbst miterleben dürfen, und auch, wie das wirkt. Die ÄRzte, die kurz zuvor angerufen hatten, weil sie das baldige Ableben der Person kommen zu sehen meinten, waren dann ganz überrascht und maßen laufend den wieder gestiegenen Blutdruck, weil sie es nicht glauben konnten. Das andere Mittel in einer LM Potenz bewirkte zu gleicher Zeit eine Erholung der Leberwerte, der Nierentätigkeit usw. (nicht immer braucht es also eine Tiefpotenz, um Organe wieder "hochzuholen").


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