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Die Potenzwahl

in Grundlagen der Homöopathie 21.11.2008 10:49
von Frank • Administrator | 1.761 Beiträge | 2033 Punkte

Kein anderes Thema scheint für den Laien so unschlüssig und für die Homöopathen so strittig zu sein wie die Wahl der richtigen Potenz. Es gibt hier Grundsätze. Jedoch gibt es hier auch Ausnahmen und Methoden die in der Individualität des Patienten und in der "Glaubensfrage" begründet sind.

Es gilt generell, das die Wahl der Potenz der Ebene und dem augenblicklichen Krankheitsstadium des Patienten angepasst werden muss.

Da Erkrankungen immer auf einer individuellen Ebene ihren Lauf nehmen, muß unser Medikament auf der bestmöglich gleichen Ebene wirken um eine wirkliche Umstimmung zu erreichen.

Daraus folgt, das wir bei eindeutigen Geistes- und Gemütsbeschwerden und Erkrankungen mit eindeutiger psychischer Ursache mit hohen Potenzen arbeiten (XM und höher).

Im Gegensatz hierzu arbeiten wir bei eindeutig einzig vorliegenden materiellen Zuständen, also bei einzig vorliegenden organischen und pathologischen Veränderungen mit mittleren und niedrigen Potenzen.

Es liegen beim Einsatz von mittleren und tiefen Potenzen subjektiv und objektiv nur organische und pathologische Symptome vor!

Wir unterscheiden bei der Potenzwahl auch zwischen akuten und chronischen Krankheiten.

Akute Erkrankungen reagieren in der Regel gut auf hohe Potenzen akuter Mittel. Hohe Potenzen tiefwirkender Mittel können unter Umständen, je nach Pathologie, mehr aufrühren als uns lieb ist.

Bei chronischen Erkrankungen gilt es als sichere Regel mit einer 200. Potenz anzufangen. Alternativ kann auch die 30. Potenz gewählt werden. Meines Erachtens nach unterscheiden sich die beiden Potenzen anfänglich nicht sonderlich. Aber das ist sicherlich von Fall zu Fall unterschiedlich.

Die Wahl fällt auf die 200. Anfangspotenz, weil wir der Kent`schen Regel folgen wollen und alle Potenzen auswirken lassen um dann die Serie nach oben fortzusetzen, bis es zur Heilung oder zum angezeigten Mittelwechsel kommt.

Die Potenzreihe lautet also: 200, M, XM, CM etc.

Wenn die Reihe ausgeschöpft ist kann man nochmals mit der 200. Potenz anfangen und erneut steigern.

Bei unheilbaren Krankheiten sind mittlere und tiefe Potenzen zu verwenden, da Hochpotenzen zur Euthanasie führen könnten.
Wenn bei unheilbaren Krankheiten die Lebenskraft relativ stabil ist sollte vermieden werden das tiefwirkende Simillimum zu geben und statt dessen ein Palliatives Mittel verabreicht werden. Wenn das Palliativum nicht tief wirkt, kann es auch in höheren Potenzen gegeben werden.

Bei akuten Erkrankungen während einer chronischen Behandlung sollte in der Regel ein Placebo gegeben werden.
Hier muss dann unterschieden werden, ob es sich um eine Erstverschlimmerung handelt. Wenn ja, ob sie eine Verschlimmerung ist die auf eine reaktive heilende Kraft des Organismus zurückzuführen ist. Genau so kann es aber auch einer Übersensibilität sein die auf einer falschen Potenzwahl beruht. Sollte die Verschlimmerung nicht zu stark auftreten kann auch hier zum Placebo gegriffen werden. Wird die Verschlimmerung jedoch bedrohlich und/oder unerträglich, so ist hier sicher ein Antidot angesagt.
All diese Unterscheidungen sind nicht einfach und unsere Verschreibungen sollten hier wohlüberlegt und besonnen sein.
Es ist nicht nur die Geduld des Patienten gefordert, sondern oftmals auch die des Behandlers.

Manchmal zwingt uns eine eingeschobene akute ernste Erkrankung bei chronischer Behandlung zur Gabe eines hochpotenzierten Akutmittels. In der Regel kann nach abklingen der akuten Erkrankung der Fall wieder mit dem chronischen Mittel aufgenommen werden. Meist zeigt sich nach diesem Einschnitt jedoch ein völlig neues Bild.

Die Potenzwahl hängt jedoch auch vom Typus des Patienten ab.

Patiententypen und Potenzwahl:

Der übersensible Patient (Idiosyncrasien) benötigt mittlere und niedrige Potenzen.
Der robuste Patient verträgt bei akuten Erkrankungen Hochpotenzen auch in in der Wiederholung gut.
Der träge Patient (Blockaden durch langj. all. Medikamentation) benötigt oft sehr hohe Potenzen um eine Wirkung zu erzielen. Alternativ können auch stündlich mittlere oder tiefe Potenzen gegeben werden.
Der schwache Patient bekommt mittlere und tiefe Potenzen in einmaliger Gabe. Hier ist eine zu rasche Wiederholung meist gefährlich.

Das Alter und die Potenzwahl.
Auch dieser Aspekt sollte nicht unbeachtet bleiben.
Kinder vertragen Hochpotenzen meist besonders gut. Patienten der Geriatrie meist nur mittlere bis tiefe Potenzen.

Auf jeden Fall sollte man bei dem Einsatz einiger tiefwirkenden Medikamente bei schweren chronischen Erkrankungen vorsichtig sein!

Medikamente wie z.B. Kali-c. (bei Gicht), Sulph. Sil. Tub. Phos (bei Tuberkulose) Psor. Ars. Lach.
Hier ist der Verschreiber mit einer 30. oder niedrigeren Potenz eigentlich immer auf der sicheren Seite.

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