#1

Vorgehen bei unzureichender/unspezifischer Symptomatik

in Allgemeines zur Homöopathie 28.11.2008 16:01
von Ulla | 200 Beiträge | 208 Punkte

Geschrieben am 16.03.2008 15:48


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Hallo Zusammen,

ich habe eine Frage zur Behandlung bei unspezifischer und quantitativ geringer Symptomatik.
Eigentlich geht es mir um zwei Dinge, die jetzt auch nicht durcheinander schmeißen sollte
Daher erst einmal nur zu einer Sache.

Ich habe hier gerade die aktuelle „Naturheilpraxis“ liegen (3/2008) mit dem Schwerpunktthema Komplexhomöopathie.
Selbst mir als Laie ist bei den Fallbeispielen die unlogische Vorgehensweise bei der Verschreibung dieser Mittel durch Ärzte/HPs aufgefallen. Aber das nur nebenbei.

Meine Frage war eher, wie man bei wenig gut repertorisierbaren Symptomen und überhaupt wenigen Symptomen, weil der Patient z.B. sehr zurückhaltend ist, vorgeht ?
Vielleicht kann dann ja doch z.B. die Mischung zweier Einzelmittel, wenn es denn keine klassischen sich gegenseitig antidotierenden sind, parallel einsetzten?
Ich zitiere mal einen kleinen Abschnitt aus der Zeitung:
„....Vielleicht war Hahnemann sogar auf dem besten Wege, einer Mischung von Einzelmitteln in der Therapie zuzustimmen. Es war im Jahre 1833, als ihm der Leibarzt der preußischen Prinzessin Frederike, Dr. Julius Aegidi, einst ein Schüler Hahnemanns, 233 Berichte über die erfolgreiche Heilung mir homöopathischen Doppelmitteln übermittelte.
In seinem Antwortschreiben bestätigte Hahnemann nicht nur dessen Empfang, sondern darüber hinaus, dass er entsprechende Hinweise auch schon von anderen Therapeuten, z.B. Clemens Freiherr von Bönninghausen und G.H.G. Jahr, erhalten habe. Für die Neuauflage seines Organon plante er einen entsprechenden Zusatz, der nach Lutze als §274 mit einbezogen werden sollte.

KANN die Wahrheit nicht ggf. irgendwo in der Mitte liegen[wie so oft]? Sprich: In 8 von 10 Fällen ist die klassische Einzelmittelbehandlung genau das Richtige, während bei 2 Fällen wegen mangelnder Informationen die Mischung angezeigt ist und durchaus erfolgreich ohne Unterdrückung, Arzneimittelprüfungen und sonstigen Effekten angewendet werden kann?!

Danke für Eure Meinungen/Erfahrungen.

VG
Robin

In Antwort auf:
Hallo Robin

Ich habe mal einen Thread von Arthur Lutze über die Doppelmittelgabe gelesen.
Es ist richtig, dass Hahnemann in seinen späten Jahren damit arbeitete. Ich glaube, das steht auch in den Pariser Krankenjournalen.

Wenn zwei Mittel an der Tafelrunde gleichzeitig schreien, so ist diese Verabreichung sicherlich ein Segen.
Da muss man aber sich auch sehr sicher sein, ansonsten stiftet man nur Verwirrung.

Und ich bezweifle, dass gerade die Leute die am lautesten nach Doppelmittel oder Komplex-Homöopathie schreien, in der Lage sind, dies auch richtig, korrekt und nachvollziehbar beurteilen können.

Es besteht einfach die Gefahr, dass "Hinz und Kunz" diese Form von Homöopathie anwendet.
Als Beispiel dienen ja die ganzen Rezeptbücher. Auch konnte ich feststellen, dass z.B. auch mein verantwortungsvoller Apotheker laufend zu Komplexmittel rät.
Jeder will halt irgendwie Geld verdienen und Hunderttausende stürzen sich mit von der Brücke.

Also ich bin skeptisch. Habe ich wirklich einen visierten Homöopathen, der auch schon viele Jahre Erfahrung hat, dann geht die Doppelmittelgabe sicherlich in Ordnung.
Arthur Lutze schreibt ja, dass zwei geistartige Arzneien sich nicht vermischen können, so wie sich auch zwei Gedanken nicht mischen können.
Ansonsten wäre es krankhaft.

Aber da spüre ich Lachesis schreien, andere meinen Lycopodium schreit auch bzw. viel lauter und das bringt mich dann vielleicht in Versuchung die Doppelmittelgabe anzuwenden und schlussendlich habe ich den Fall verdorben.

LG Günther



In Antwort auf:
Hallo Robin,

eine Methode, "den Fall zu klären", ist eine Gabe Sulphur C 30 und abwarten. Oft stellen sich dann mehr Symptome ein.
Doppelmittel kann (und muß man manchmal sogar) man geben, aber nur in begründeten Ausnahmefällen und wenn, dann immer im Wechsel und niemals gleichzeitig. Und gerade bei symptomenarmen Fällen besteht dazu nicht der geringste Anlaß. Wenn Du nicht einmal für die klare Wahl eines Mittel genügend Symptome hast, wie kannst Du dann gleich auf zwei kommen?

LG
Thomas



In Antwort auf:
Besten Dank, Thomas und Günther!
Bin mit meinem Verständnis wieder ein Stück weiter gekommen.

Würde gerne ein einfaches Beispiel nennen, dass ich schon aus Eigeninteresse gerne verstehen würde :-)

Grippale Infekte können äußerst anstrengend sein, und beginnen meist bei mir mit: Abgeschlagenheit, Halskratzen und Frösteln.
Irgendwann beginnen dann die Nasenschleimhäute anzuschwellen...usw.

Was mache ich nun in diesem Anfangsstadium? Wie kann ich frühzeitig die Selbstheilung so forcieren, dass das der Totalausfall vermieden werden kann? (Die Symptomatik ist ja sehr unspezifisch und es passen grundsätzlich zu diesem Zeitpunkt doch eine Menge an homöo. Arzneimitteln...)
[Komplexmittel Meditonsin soll ja angeblich jetzt helfen...]

Bzgl. Schüßler Salzen hat mir da Ferrum phosphoricum D12 häufig gut geholfen.
In der Hömop. wäre ja z.B. u.a. Aconit und Mercurius denkbar.
Aber wie geh ich bei so unspezifischen Dingen an die Sache ran?
Und, eine wichtige Ergänzung: Ist das frühzeitige Eingreifen im Anfangsstadium eine Unterdrückung und letztlich Verschiebung? Oder darf ich auch hier von Heilung sprechen?
Nicht selten kommen so Infekte ja in Stressphasen und der Körper möchte ja durchaus etwas damit ausdrücken, wenn er krank wird.
Habe mal gelernt, dass der klass. Homöopath daher häufig die "normale" Erkältung nciht behandelt, es sei denn es ist eine chronisch-rezidivierende Geschichte....
Dank&Viele Grüße
Robin



In Antwort auf:
Hallo Robin,
Aconitum oder Belladonna gibst Du bei plötzlichem, überfallartigem Beginn. Untereinander unterscheiden sich die Mittel über Aussehen der Augen, Schwitzen ja/nein, Haut feucht /trocken, Durst ja/nein etc. Lies einfach mal in den Arzneimittelbildern nach.
Schleicht sich die Grippe langsam ein, ist Gelsemium ein sehr wichtiges Mittel.
Auch Nux vomica, Rhus tox., Ferrum phos., Lachesis, Mercurius u.v.a.m. können bei Grippe angezeigt sein.
Es ist wie überall - nach der Gesamtheit der Symptome.
Liegt ein sehr symptomenarmer Fall vor, ist sehr häufig Ferrum phos. das Mittel der Wahl (Morrison: "Ausschlußdiagnose").
Es gibt ein gazes Buch (von Sandra Perko) über die homöopathische Behandlung der Grippe.
Meditonsin wirkt im Frühstadium prompt, aber wie alle Komplexmittel nur unterdrückend - die Krankeit kann auf eine tiefere Ebene verschoben werden.

LG
Thomas



In Antwort auf:
Muß dem "master himself" zustimmen: seit dem letzten Jahr hat M. bei mir zwar gewirkt, aber...die Beschwerden flackern immer wieder auf, seit ich mich zu einer Grippe-Impfung habe überreden lassen...


In Antwort auf:
Hallo Ihr Lieben,
danke für die Infos.
Eine (letzte, versprochen)Frage noch zur Unterdrückung, die ich oben schon mal andeutete, aber sicher auch nicht ganz simpel zu beantworten ist:
Unterdrücken Komplexmittel, weil sich die verschiedenen Mittel quasi ggegenseitig behindern, bzw. die vielen Impulse den Körper nur durcheinander bringen?
Wäre bei beginnendem Infekt z.B. Belladonna angezeigt, und ich nähme z.B. einmal eine C30, warum wäre das dann keine Unterdrückung?
Ist das, vorausgesetzt gutgewählte Einzelmittel, immer ein Heilungsimpuls, nie aber Unterdrückung (ausgenommen als "Reinigungsreaktion" innerhalb einer ganzheitlichen Konstitutionsbehandlung) ?
Wenn ich zukünftig mal die ersten Praxisversuche angehen möchte, und innerhalb der Familie Erkältungen frühzeitig behandeln will, möchte ich natürliche eine Unterdrückung/Verschiebung vermeiden.

Eine gute Nacht allerseits,
Robin



In Antwort auf:
Hmm, es wäre m.E. insofern keine Unterdrückung, als ja das Mittel einen stärkeren Impuls auslösen soll, als den der Krankheit; dieser überlagert somit den Krankheitsreiz. Die Lebenskraft/der Körper ist dann so damit beschäftigt, den vom Mittel gegebenen Reiz "in den Griff" zu bekommen, dass sie quasi nebenbei den andern mit wegnimmt.



In Antwort auf:
Hallo Robin,

daß Komplexmittel auf Unterdrückung angelegt sind, sieht man schon daran, daß sie nicht homöopathisch, sondern nach klinischen Indikationen eingesetzt werden. Es ist eine Art Allopathie mit nach dem HAB hergestellten Arzneien - pseudohomöopathischer Etikettenschwindel.
Der andere Aspekt ist, daß verschiedene Infomationen gleichzeitig die Lebenskraft völlig durcheinanderbringen. Vithoulks schrieb mal, ein Homöopath, der Komplexmittel einsetze, gleiche einem Menschen, der 6 verschiedene Sender in 6 verschiedenen Radios gleichzeitig anstelle, in der Hoffnung, eine Symphonie zu hören - er wird aber nur unverständlichen Lärm wahrnehmen.
Wenn Belladonna durch die Symptome homöopathisch angezeigt ist, ist das natürlich keine Unterdrückung, sondern die korrekte homöopathische Vorgehensweise.

LG
Thomas



In Antwort auf:
Hallo,

ich habe da so meine Erfahrungen gemacht.
Seit den Wechseljahren, hatte ich öfter Schlafstörungen und wollte nicht zur Schlaftablette greifen. Es ist aber, gerade wenn man berufstätig ist, störend und lästig, wenn man morgens unausgeschlafen ist.

Ich war damals noch nicht in hom. Behandlung. Wußte also von Homöopathie noch nichts, dachte aber mit den "homöopatischen Tropfen" tue ich mir was gutes. (Inhaltstoffe:Avena sativa Urtinktur 2,0 g, Lupulus Urtinktur 2,0 g, Passiflora incarnata Urtinktur 3,0 g, Coffea Dil. D6 3,0 g.)

Ich wunderte mich nur, warum sie nicht halfen bzw. ich war "aufgedrehter" als ohne die Einnahme, konnte erst recht nicht schlafen und habe die Homöopathie verflucht.

Heute weiß ich es besser.

LG Christa



In Antwort auf:
Vielen Dank für Eure Meinungen und Erfahrungen.
Zusammenhänge sind klar und schlüssig.

Das A&O bleibt die gute und ergiebige Anamnese, das richtige Hierachisieren und natürlich die Repertorisation.
Zum Schluss sollte dann ein Mittel übrig bleiben, wofür also dann ein Mix aus Niedrigpotenzen...
Und i.d.R. formuliert man es ja dann noch so:
Sollte ein zweites Mittel notwendig sein, weil die Grundverstimmung eben mehrschichtig ist, so geht man die Sache weiter, jedoch immer nacheinander an.
Und je mehr Artikel man in der aktuellen "Naturheilpraxis" liest, desto klarer wird einem (trotz der berichteten "Erfolge"), dass diese beschriebenen Wege nicht die Richtigen sein können.


Nochmal bzgl. akuten, beginnenden Infekten: Hier empfinde ich es vom Gefühl her noch am schwierigsten, mittelspezifisch richtig zu treffen.
Wenn ich an mich denke; mehr als Halskratzen, Frösteln, Abgeschlagenheit und ggf. beginnendes Druckgefühl im Bronchien-Bereich ist da dann noch nicht.... ok, meist kommt sowas schon recht plötzlich, so dass Bell. & Acon. durchaus schon mal in Frage kommen könnten.
Aber das lerne ich nach und nach auch noch. (Sollte mir manchaml selber etwas mehr Zeit geben.... )

Schöne Grüße aus Mayen,
Robin

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