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kaya
Moderator Geschrieben am 19.03.2007 13:30
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Hallo liebe Forumsteilnehmer,
melde mich wieder aus dem Urlaub zurück.
Habe dort viel Zeit und Muse gehabt einiges an Homöopathischer Literatur zu lesen bzw. wieder zu lesen. - und habe gleich eine (?) Frage:
Ich lese immer wieder, dass mit einer Mittelwiederholung gewartet werden soll, bis die erste Gabe "ausgewirkt" hat. Woran erkennt man das Auswirken?
- Symptome bessern sich und verschwinden über längere Zeit?
- oder verschwinden ganz? - wie lange wartet man?
Verstehe ich das soweit richtig?
Wie erklärt man sich dann die Vorgehensweise von Homöopathen, die bei jedem Folgetermin (nach 6-8 Wo) trotzt Besserung und ohne Verschlechterung, (systematisch) das Mittel wiederholen, ohne evtl. die Potenz zu erhöhen? (keine LM Potenzen sondern C 200)
Von dieser Art der Behandlung habe ich gerade gehört. Mir stellt sich die Frage, ob jeder gerade verfährt wie er will.
Was kann da passieren? Kann die 2.Gabe (die in dei Heilung hinein gegeben wird) dann auch noch eine Verschlimmerung/Prüfung hervorrufen? Kann die begonnene Heilwirkung (nachhaltig) gestört werden?
Wenn das so ist, wie kann man dann evtl. starke Prüfungssymptome unterbrechen?
In dem Fall wurde das Mittel dann in einer weiteren höher potenzierten Gabe verabreicht. Ist das die gängige Vorgehensweise?
Ich hätte das Gefühl, dass da zuviel Mittel auf einmal verabreicht wird.
Das alles erscheint mit etwas verwirrend und passt nicht unbedingt zu dem was ich mir angelesen habe.
Über euere Einschätzung würde ich mich deshalb freuen.
Es grüßt Christa
In Antwort auf:
Hallo kaya,
grundsätzlich gilt, dass bei Besserung keine Mittelwiederholung oder sogar -wechsel erfolgen sollte/darf. Wozu auch...
Sobald sich die Symptome wieder zurückmelden, wird das Mittel wiederholt (vorher abklären, ob nicht etwas das Mittel gestört hat und dieses abstellen, ob nicht doch andere Symptome vorhanden sind und ob diese zur Hering'schen Regel gehören, also als Heilverlauf zu werten ist, oder ob das gegebene Mittel die vorhandenen Symptome nur vorübergehend unterdrückt hat).
Wie erkläre ich die systematisch Wiederholung?...Gar nicht, ist nämlich nicht nachvollziehbar. Es kann u.U. den Fall "verderben" und in die falsche Richtung treiben.
LG Marion
In Antwort auf:
Hallo Kaya!
Da habe ich auch meine Probleme. Selbst bei gut laufenden Fällen gibt es nach ca 3 Wochen oft ein kleines Zwischentief, wo man als Homöopath noch keinen Arzneimittelreiz setzen sollte. Es geht nämlich dann von selber wieder aufwärts. Aber abzuschätzen ob sich die Wirkung wirklich erschöpft hat oder nicht dürfte viel Erfahrung erfordern.
Kann auch sein, daß manche Homöopathen sagen sie geben nochmals das Mittel, tatsächlich aber geben sie Placebo.
Habe dieser Tage von einem Fall mit Hämorroiden gehört. Nux-v. C200 wurde gegeben. Nach einem Monat kam der Patient wieder und beschwerte sich, da er keine Änderung spürte. Keine Arzneimittelgabe. Aber 1 Monat später war er gesund und das ist jetzt ein halbes Jahr der Fall. Vorher litt er schon sehr lange daran. 2 Monate zur Heilung kommen mir persönlich schon lange vor, aber der Patient hat versichert sonst nichts für seine Heilung getan zu haben.
Liebe Grüße
Sula
In Antwort auf:
Hallo Christa,
ein Mittel hat dann "ausgewirkt", wenn der Heilungsprozeß nicht mehr vorangeht und auch eine Wiederholung (zunächst in derselben Potenz und dann in einer höheren) nichts mehr bewegt. Neu hinzugetretene Symptome können der Wegweiser zu einem neuen Mittel sein. In den gut laufenden Heilungsprozeß hinein sollte man ein Mittel nicht unmotiviert wiederholen, das kann die Heilung hindern. Stell Dir Deine geschwächte Lebenskraft als einen Sportler vor, meinetwegen einen Mittelstreckenläufer. Wenn er nicht aus den Startlöchern kommt, braucht er einen Reiz (Globulum bzw. Tritt in den A....), um loszulegen. Wenn er sich daraufhin in Bewegung setzt und am Rennen ist, würde ihn ein erneuter Tritt aus der Bahn werfen und zum Hinfallen bringen. Wenn er sich allerdings unterwegs wieder ausruht, kann ein Erneuter Tritt in den Allerwertesten von Vorteil sein. Ich weiß, jeder Vergleich hinkt, aber manchmal sind solche Bilder als Gedächtnisstütze und Eselsbrücke ganz hilfreich.
LG
Thomas
In Antwort auf:
Danke euch für eure Bestätigungen.
Sie sind für mich immer wieder wichtig, damit ich sehe ob ich die "Materie" richtig verstanden habe.
@Thomas: super diese Eselsbrücke.
Aber noch eine Frage:
Wenn es denn doch geschehen ist, dass der Läufer aus der Bahn geworfen wurde (um bei dem Bild zu bleiben)
Wie kann er wieder zum Laufen gebracht werden? Oder ist dann alles getan und es geht nichts mehr?
LG
Christa
In Antwort auf:
Hallo, Kaya und alle,
wenn wir uns nach Hahnemann richten: Jede, in einer Cur merklich fortschreitende und auffallend zunehmende Besserung ist ein Zustand der, so lange er anhält, jede Wiederholung irgend eines Arznei-Gebrauchs durchgängig ausschließt, weil alles Gute, was die genommene Arznei auszurichten fortfährt, hier seiner Vollendung zueilt.
Er spricht hier von den C-Potenzen, nicht von den LM/Q.
Bönninghausen ist da nicht so pingelig. Er gibt häufig Zwischenmittel.
Laut Kent ist der ideale Zeitpunkt für die Wiederholung eines Mittels, wenn bereits verschwundene Krankheitssymptome wieder auftauchen oder wenn ein Stillstand in der Besserung eintritt.
Man muß zwar nicht warten, bis die Beschwerden wieder genauso schlimm sind wie vor Behandlungsbeginn, aber sie sollten schon über einige Zeit konstant spürbar sein.
Mal paar Tage zwischendurch ein Tief (wobei mal dieses oder jenes Symptom vorübergehend auftaucht) kann auch auf irgendwelche Veränderungen der Lebensumstände oder eine unterschwellige Störung zurückzuführen sein.
Wenn ich mich doch mal zur Wiederholung habe überreden lassen ("Das letzte Mal hast du schon nach 6 Wochen gegeben, und jetzt sind schon 8 Wochen um ..."), hat das bisher immer unangenehme Symptome, ähnlich einer Erstverschlimmerung, gegeben.
Aber es gibt Homöopathen, die sich nicht an diese Regeln halten und trotzdem spektakuläre Heilungen erzielen. Wie z. B. Geukens, der zaudert nicht, die XM trocken täglich zu geben.
Ich denke, der Normalo-Homöopath sollte sich vielleicht lieber an die Regeln Hahnemanns/Kents halten. Solche Höhenflüge sind was für Spitzenkönner, die sich ihrer Mittelwahl absolut sicher sind.
Zitat:
Wenn das so ist, wie kann man dann evtl. starke Prüfungssymptome unterbrechen?
In dem Fall wurde das Mittel dann in einer weiteren höher potenzierten Gabe verabreicht. Ist das die gängige Vorgehensweise?
Ghegas verfährt z. B. so. Erklärung: Angenommen, es wurde Lachesis gegeben und Prüfungssymptome wie Kloß im Hals, Erstickungsangst, Kragen unerträglich auftauchen, kann man nur mit Lachesis in höherer Potenz antidotieren (besser isodotieren), weil nur Lachesis genau diese Symptome hat. Klingt einleuchtend, kann aber auch in die Hose gehen, habe ich gelesen.
In der Praxis ist es ja häufig so, daß als überschießende Reaktion (auf ein nur teilweise passendes Mittel, aber auch auf das Simile) zwar einige neue, unangenehme Beschwerden auftreten, aber im Allgemeinen durchaus eine Besserung stattfindet. Wenn diese neuen Beschwerden unerträglich sind, sucht man ein "Folge-Mittel", das diesem neuen Zustand entspricht, antidotiert also homöopatisch. Dabei werden die noch verbliebenen Originalsymptome und die neuen Symptome verwendet.
Genauso verfährt man, wenn das Mittel keinerlei Besserung bewirkt, sondern nur Prüfungssymptome hervorbringt, also total falsch war. Auch da können die vermeintlichen Prüfungssymptome wegweisend sein, denn sie sind im Grunde bisher verborgene Symptome des Kranken selbst, die von dem falschen Mittel ans Licht gebracht wurden.
Man kann auch mit Kampfer antidotieren, oder die Wirkung abschwächen - je nach Mittel mit Kaffee oder Nux oder mit Essig (z. B. Sepia) oder Spiritus (Nat-m). Es besteht dann aber die Gefahr, daß man auch die guten Wirkungen gleich mit antidotiert.
Ich habe bei leichteren Beschwerden auch schon im AMB nachgeguckt, was bei der jeweiligen Beschwerde hilft, z. B. Gehen in frischer Luft, kalte Anwendungen usw.
LG ilse
In Antwort auf:
Hallo Christa,
Zitat:
kaya schrieb am 19.03.2007 21:56 Uhr:
@Thomas: super diese Eselsbrücke.
Aber noch eine Frage:
Wenn es denn doch geschehen ist, dass der Läufer aus der Bahn geworfen wurde (um bei dem Bild zu bleiben)
Wie kann er wieder zum Laufen gebracht werden? Oder ist dann alles getan und es geht nichts mehr?
Diese Frage läßt sich nicht pauschal beantworten. Manchmal muß man Umwege gehen (der Läufer muß erst seinen gezerrten Fuß und sein geprelltes Knie wieder in Ordnung bringen, ehe er wieder laufen kann), es kann aber auch sein, daß er so unglücklich stürzt, daß er sich einen Dauerschaden holt. Das heißt dann, daß man mit der falschen Medikation einen Fall verdorben, d.h. homöopathisch unheilbar gemacht hat - was durchaus passieren kann. Es ist eine Frage, die man nur beantworten kann, wenn man die Stärke der Lebenskraft und ihre Reaktionen kennt und weiß, wie falsch das zu Unrecht gegebene oder wiederholte Mittel war und in welcher Potenz es gegeben wurde - ob man es antidotieren kann u.v.a.m. Es ist also immer eine Frage des Einzelfalles.
LG
Thomas
In Antwort auf:
Hallo Ilse und Thomas,
danke euch für euere einleuchtenden Antworten.
@ilse:
ganz lieben Dank für die sehr ausführliche und verständliche Erklärung.
Die mir zeigt, dass es doch unterschiedliche Vorgehensweisen gibt, die nicht unbedingt immer "falsch" sind.
Ich würde mich jedoch, wenn ich Homöopath wäre, ganz sicher an die Vorgehensweise von Hahnemann bzw. Kent halten. So habe ich auch den Texr im Organon §245 ff verstanden.
Herzliche Grüße
Christa
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