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Einiges zu Bönninghausens Methode

in Grundlagen der Homöopathie 13.06.2010 00:12
von ilse • Administratorin | 2.712 Beiträge | 11512 Punkte

Frei nach der Einleitung zum TTB, 3. Aufl., Sonntag Verlag

Bönninghausens Vorgehensweise beruht im Grunde auf den Anweisungen Hahnemanns, sind aber besonders im Hinblick auf die Praxis schärfer gefasst und übersteigen diese.

Krankheitserkenntnis:
Wichtig ist, zu erkennen, worin die gegenwärtige Krankheit des Patienten (wegen der er zum Arzt kommt) besteht, nämlich in einer Symptomatik, die im Regelfall zu einem Zeitpunkt oder innerhalb einer gewissen Zeitspanne begonnen hat. Die Gesamtheit aller das gegenwärtige Kranksein ausmachenden Haupt- und Nebenbeschwerden wird als Totalität bezeichnet. Alle krankhaften Veränderungen, die schon vor der gegenwärtigen Beschwerde bestanden haben, bleiben unberücksichtigt – egal ob diese vorherigen Beschwerden oder Teile davon noch andauern oder nicht. Im Einklang mit der Praxis Hahnemanns verbietet sich damit auch die Beachtung von durchgemachten früheren Erkrankungen, Charakter, Konstitutonsmerkmalen und familiären Dispositionen.

Polaritäten:
Dabei handelt es sich um Symptome, zu denen es prinzipiell ein Gegenteil gibt – das betrifft alle Modalitäten, aber auch andere Symptome, z. B. Harnabgang viel/wenig, Durst/Durstlosigkeit.

Bönninghausen rät, zur Absicherung der Mittelwahl zu überprüfen, ob ein oder mehrere Symptome der gegenwärtigen Krankheit, die nicht mit repertorisiert wurden, zu Geniussymptomen (charakteristischen Symptomen) des Mittels im Widerspruch stehen.

Beispiel: Die repertorisierten Symptome führen zu Pulsatilla. Die nicht mit repertorisierten Symptome sind viel Durst, Wohlgefühl in warmen Räumen, Verschlimmerung bei Bewegung und Besserung abends.
Diese Symptome stehen im deutlichen Gegensatz zum Genius von Pulsatilla und deshalb kann Pulsatilla in diesem Fall nicht das heilende Mittel sein.

Noch ein Beispiel:
Patient hat infolge langen Bückens seit 2 Wochen ziehende Schmerzen im linken Schulterblatt. Verschlimmerung beim (Krumm)Sitzen und Tiefatmen. Besserung beim Stehen und Liegen.
Weil es ein Akutfall ist, werden alle Symptome verwendet.

Repertorisation:
Schulterblatt
Rücken links
Schlechter Krummsitzen
Schlechter Tiefatmen
Besser Stehen
Besser Liegen.

Scilla und Rhus-t gehen durch. Scilla wird verordnet. Rhus-t wird wegen der Geniuswidersprüche bei den Modalitäten verworfen. Denn:
Der Patient hat Besserung durch Stehen und Liegen. Schlägt man aber im TTB die Polaritäten (das Gegenteil) nach, findet man Rhus-t hochwertig unter Verschlechterung durch Stehen und Liegen.

Effectus vor Causa:
Laut Bönninghausen ist der Effectus (die Wirkung, die Folgen) wichtiger als die Causa (Ursache). Natürlich gibt es Fälle, in denen das passende Mittel Causa und Effectus hochgradig abdeckt. Ist das nicht der Fall, hat der Effectus Vorrang. Das heißt, wenn das Mittel ansonsten gut passt, kann es gegeben werden, auch wenn es die Causa nicht abdeckt.

Auch wenn die Causa zweifelhaft ist, wie im Fall oben das lange Bücken (kann auch Zufall sein, dass es dabei aufgetreten ist). lässt man sie besser unberücksichtigt. (Das ist generell ratsam, nicht nur bei der Bönninghausen-Methode.)


zuletzt bearbeitet 13.06.2010 00:15 | nach oben springen
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