Geschrieben am 21.01.2006 18:12 von Old bear
Warum heißt dieses Forum nicht einfach "Homöopathie-Forum", sondern "Forum für Klassische Homöopathie"?
Warum legen einige Homöopathen so viel Wert auf den Begriff "klassisch"? Sind sie Liebhaber klassischer Musik?
Diese Fragen stellen sich Neulinge immer wieder, angsichts der verwirrenden "Schulenvielfalt".
Ist wirklich überall, wo Homöopathie draufsteht, auch Homöopathie drin?
Klassische Homöopathie ist die von Samuel Hahnemann begründete Heilmethode, die darauf basiert, sich nicht nur indikationsbezogen an den Beschwerden des Patienten zu orientieren, wie die Schulmedizin es tut (Mittel x gegen Kopschmerzen, Mittel y gegen Durchfall, Mittel z gegen Halsweh), sondern, unter wesentlicher Beachtung der für den Patienten besonders charakteristischen, typischen und "eigenthümlichen" Symptome, seiner Allgemein- und Gemütssymptome und der Modalitäten ein Mittel zu finden, das der Gesamtheit der Symptome und dem Patienten selbst in seiner Eigenheit am besten entspricht, am ähnlichsten ist, das sog. Simillimum. Man nennt das auch Einzelmittelhomöopathie. Diese Einzelmittel sind keine Arzneimittel gegen irgendetwas, z.B. gegen bestimmte Beschwerden oder zur Unterdrückung und Abtötung bestimmter "Erreger", sondern Arzneimittel für den Patienten. Sie stärken umfassend seine Lebenskraft und sein Abwehrsystem und setzen den Organismus wieder in den Stand, sich selbst zu helfen. Man nennt ein klassisch-homöopathisches Verfahren daher auch regulationsmedizinisch.
In besonders begründeten Fällen kann man auch zwei oder mehr gut aufeinander abgestimmte Einzelmittel geben; möglichst aber nicht gleichzeitig, sondern zeitlich versetzt. Auch Hahnemann selbst hat das in seinen späten Pariser Jahren getan, wie aus den Krankenjournalen hervorgeht, und sein Kollege Lutze hat dazu einen Briefwechsel mit ihm
geführt. Letzteres ist aber auch unter Klassischen Homöopathen strittig.
Zu unterscheiden ist die m.E. zu Unrecht ebenfalls als "Homöopathie" bezeichnete Komplexmittelhomöopathie, präziser (nach Reckeweg) als Homotoxikologie zu bezeichnen. Dabei werden oft eine Vielzahl teils irrational zusammengestellter homöopathischer Arzneimittel und Potenzen, die sich z.T. sogar gegenseitig antidotieren, in z.T. wilden Mixturen, sog. Komplexmitteln, zusammengefaßt und gleichzeitig gegeben.
Dabei wird rein indikationsbezogen wie in der Schulmedizin verschrieben und die Besonderheiten des Patienten werden nicht beachtet. Man kann diese Richtung auch als "Schmalspurhomöopathie" oder, wie Hahnemann
selbst, als "Bastardhomöopathie" bezeichnen, weil die grundlegenden Erkenntnisse der Homöopathie nicht beachtet werden, sondern es sich der Behandler leicht zu machen versucht, indem er, wie der Schulmediziner, ohne große Überlegung und Berücksichtigung der Einzelheiten etwas "gegen Migräne", "gegen Grippe" etc. verschreibt, und zwar nach dem "Schrotschußprinzip" - in der Hoffnung, eines der vielen in der Mixtur enthaltenen Mittel werde schon helfen. Hersteller solcher Komplexmittel sind z.B. die Firmen Heel, Klosterfrau oder Pentarkan.
Diese Behandlungsweise ist abzulehnen, sie kann sogar Fälle homöopathisch unheilbar machen, weil sie im Organismus eine ungeheure informationelle Verwirrung anrichtet. In Wirklichkeit ist das einzige "hómöopathische" an diesen Komplexmitteln, daß sie als Bestandteile dieser Mixturen nach den HAB hergestelte potenzierte
Substanzen verwenden. Der einzige "Vorteil" ist, daß man nichts von Homöopathie verstehen muß, um diese Mittel anzuwenden oder zu verschreiben. Daß das in Wahrheit ein Nachteil ist, liegt auf der Hand.
Da sich aber auch diese Richtungen als "homöopathisch" bezeichen, z.T. sogar, wie Heel auf ihrer Website, als "moderne Homöopathie" wodurch wohl der Eindruck erweckt werden soll, die Einzelmittelhomöopathie sei
veraltet und etwas von gestern, ist es für jeden Homöopathen, der sich an die von Hahnemann entdeckten und niedergelegten Heilgesetze hält, wichtig, sich gegen diese Richtungen dadurch abzugrenzen, daß er sich "Klassischer Homöopath" nennt.
Zur wissenschaftich fundierten Einführung in die Klassische
(=wissenschaftliche) Homöopathie empfehle ich Dir wärmstens das Werk "Die Praxis naturgesetzlichen Heilens" (Nachfolgeversion von "Die wissenschaftliche Homöopathie") von Georgos Vithoulkas.
Es gibt nichts Besseres.
Ein zweites sehr empfehlenswertes fundiertes Einführungsbuch in die Klassische Homöopathie ist "Homöopathie- Das kosmische Heilgesetz" von Peter Raba.
Speziell für klassische Tierhomöopathie empfiehlt sich
"Grundkurs in klassischer Homöopatie für Tierärzte" von Schmidt et al.
Liebe Grüße,
Thomas
In Antwort auf:
..."sie kann sogar Fälle homöopathisch unheilbar machen,"
Hallo Thomas!
Bei MIR hat sie es nicht geschafft!!! Am Anfang meiner "Krankenkarriere" war ich bei einer Heilpraktikerin in Behandlung, die damit arbeitete. Ich bekam diese Mittel sogar gespritzt.
Blöderweise bin ich viel zu lange drangeblieben. Man glaubt und hofft ja immer. Denn schliesslich will gut Ding ja Weile haben...
Irgendwann kam ich dann zur "Klassischen". Gleich das erste Mittel hat mich förmlich "aus den Puschen gehauen".
Obwohl auch da keine nachhaltige Heilung auftrat, bin ich drangeblieben! An der Homöopathie, nicht an der Behandlerin. Aber das ist eine andere Geschichte! Mein "Fall" ist also durch die vielen Komplexe keineswegs unheilbar geworden! Glück gehabt?
So ganz von der Hand weisen würde ich diese Therapierichtung trotzdem nicht! Es gibt viele Menschen denen "sie" bei Alltagsbeschwerden gute Linderung verschafft hat. Und diese Menschen sind es dann vielleicht auch, die bei ernsteren/chronischen Beschwerden den Gang zum klassischen Homöopathen suchen.
LG,
Ulla