#1

2 allgemeine Grundsatzfragen

in Allgemeines zur Homöopathie 28.11.2008 15:27
von Medusa (gelöscht)
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Robin
Neuer User Geschrieben am 10.03.2008 21:58


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Hallo Zusammen!

Ich wollte nochmal zwei Fragen stellen, über die ich letztens mit meiner Frau diskutiert habe.Wir sind sehr interessiert an der Klass. Homöopthie, stehen aber noch am Anfang unserer Erkenntnisse.

Frage 1)
Es gibt mittlerweile eine wahnsinnige Fülle an Komlexhomöopathika von vielen verschiedenen Unternehmen. Alleine das Wort löst ja bei den meisten "Klassikern" schon Kopfschütteln aus.
Jetzt muss ich gestehen, dass bzgl. Humanmedizin so gar keine Infos/Erfahrungen zur Wirksamkeit dieser Mittel bei mir vorherrschen.
Aber in unserer Tierklinik wird viel mit z.B. Heel-Komplexmitteln gearbeitet, und das offensichtlich erfolgreich. (gut, eine vernünftige Anamnese inkl. anschl. reppen ist ja bei Tieren auch arg schwierig....)

Sind das jetzt mehr Zufallserfolge, weil ich durch die "mit Kanonen auf Spatzen - Methode" die Symptome erwischt haben, oder haben diese Mittel (mittlerweile) eine realistische Daseinsberechtigung?
Ist, provokativ ausgedrückt, der Komplexmittel anwendende Homöopath ein fauler Stümper, der nicht reppen will/kann und sich der großen Arbeit und Recherche entzieht? [Ich denke wohl :-) ]
Und besteht nicht jedes mal die große Gefahr der ungewollten Arzneimittelprüfungen? Denn manchmal nimmt man ja schon einigen Mengen über eine gewisse Zeit...oder wird das überbewertet?

Frage 2)
Ist es ein unumstößlicher Grundsatz in der klass. Homöopathie, dass immer nur EIN Mittel das richtige ist?
Wenn jemand an einer Fülle komplexer Symptome leidet, und zum Schluss sich zwei Mittel herauskristallisieren, wovon sich eines wegen besser passender Modalitäten oder Arzneimittelbeschreibungen mehr eignet, ist es dann nicht theoretisch möglich, dass der Mensch dann auch mal zwei Mittel braucht? Also nacheinander z.B. ?
Bei dem, was ich bisher gelernt habe, ist es doch bei z.B. chronischen Erkrankungen immer dieses eine Konstitutionsmittel, und niemals ein zweites dazu, oder?!

Besten Dank schon vorab für Eure Hilfe und schöne Grüße aus der vulkanischen Osteifel,
Robin

In Antwort auf:
Hallo Robin,

ad 1):

Natürlich kann man auch mit Komplexmitteln therapeutische "Erfolge" erzielen - das ist aber dann keine echte homöopathische Heilung, sondern Unterdrückung, ähnlich wie mit allopathischen Arzneimitteln. Das Bild von den Kanonen und den Spatzen ist nicht passend, eher das Schrotschuß- statt des Blattschußprinzips. Repertorisieren ist übrigens bei Tieren gar nicht so arg schwierig, wenn man selbst gut beobachtet und/oder den Halter entsprechend einweist und anleitet und sich auf dessen Beobachtungen verlassen kann.
Komplexmittel (Hahnemann: "Bastardhomöopathie") sind der Versuch, "homöopathisch" zu arbeiten, ohne etwas von Homöopathie zu verstehen - als nach klinischen Indikationen statt nach ordentlicher Hierarchisierung und Bewertung der Symptome - also den schwierigen Weg des ständigen Lernens und Erfahrungen-Sammelns durch den leichten, bequemen Weg der "klinischen Verschreibung" abzukürzen. Mit Homöopathie hat das aber alles nichts zu tun, wenn man sich anschaut, wie irrational und mit sich teilweise antidotierenden Mitteln diese Komplexmittel, die im übrigen ja als Komplexe nie homöopathisch geprüft wurden, zusammengesetzt sind. Trotzdem ist mir ein TA, der bei einer unklaren, vermutlich traumatisch bedingten Schwellung auf Verdacht Traumeel gibt immer noch lieber als einer, der auf Verdacht Cortison spritzt. Man muß sich aber darüber im Klaren sein, daß auch der Gebrauch von Komplexmitteln schlimmstenfalls eine solche Informationsverwirrung anrichten kann, daß der Fall homöopathisch unheilbar wird.

ad 2)

Klassische Homöopathie ist grundsätzlich Einzelmittelhomöopathie. Es ist aber in begründeten Fällen, besonders bei Akutfällen, möglich und zulässig, verschiedene Mittel, die verschiedene Aspekte des Falles abdecken, im Wechsel (niemals: gleichzeitig!) zu geben. Das Musterbeispiel sind Arnica und Hypericum beim Schädelhirntrauma. Diese Arzneien verstärken sich gegenseitig in der Wirkung.
Bei der miasmatischen Behandlung chronischer Fälle sollte man immer nur ein Mittel geben, dessen Wirkung abwarten und dann weiter sehen (auch da gibt es Ausnahmen, z.B. in der Krebstherapie, aber das würde hier und jetzt zu weit führen - bei Interesse dazu mehr).
Daß insgesamt mehrere Mittel nacheinander zur Heilung benötigt werden, ist nichts Außergewöhnliches, sondern die Regel - schon weil in der Regel mehrere "Schichten" abgearbeitet werden müssen. Man behandelt stets das aktive Miasma, oder, einem plastischen Wort Andreas Krügers zur Folge, diejenige Teilpersönlichkeit an der "inneren Tafelrunde", die "gerade am lautesten schreit".

LG
Thomas

In Antwort auf:
Hallöchen Thomas,

vielen Dank für Deine klaren und lehrreichen Worte!

Zu 1)
Es ist so, wie ich es nach meinem bisher Erlernten mir gedacht habe.
Die Komplexhomöo. versucht sich die bewiesen wirksame klass. Homöop. zu Nutze zu machen, um mit wenig Aufwand viel und vor allem schnell Geld zu verdienen.
Es macht mich nur irgendwie enttäuscht, dass ich meine bisher geschätzte Homöopathin nun noch besser einschätzen kann.
Sie hat zwar wohl 3 Jahre klassisch gelernt, gibt aber jetzt gerne zur Einleitung einer Therapie z.B. zur Ausleitung/Entgiftung so drei Pekana- Komplextropfen....im späteren Verlauf dann ein Bachblüten-LM-Potenz-Mix....und sie findet die Arbeiten der kreativen Homöopathin Peppler spannend... irgendwie frustrierend, dass man sich jetzt eigentlich konsequenterweise ihr "abwenden" müsste....

Kleine Zusatzfrage:
Kann man eigentlich mit klassischer Homöop. eine Art "Reinigung-/Entschlackungskur" machen? Wenn ja, wie?

Zu 2)
Ist eine Behalndlung chronischer Erkrankungen immer eine sog. miasmatische Behandlung.
Die Miasmen sind mir noch etwas suspekt...muss ich diese denn immer in das ganzheitliche Konzept mit einbeziehen?

Liebe Grüße und schon jetzt eine gute Nacht!
Robin

In Antwort auf:
Hallo Robin,

ad 1):

Es gibt eine "homöopathische Entschlackungskur", die aber nicht eigentlich klassisch-homöopathisch ist, sondern mehr eine organotrope Tiefpotenz-Drainagetherapie. Im täglichen Wechsel über 4 - 6 Wochen Berberis, Flor de piedra, Solidago und Carduus marianus, alles in D 4. Das entlastet die Leber und die Nieren und fördert die Ausscheidungen, ist aber, da materielle Dosen, mehr Phytotherapie mit Arzneimitteln, die nach dem HAB hergestellt sind, als wirklich Klassische Homöopathie. Wer klassisch homöopathisch arbeitet, braucht keine spezielle "Entschlackung" (---> schulmedizinische klinische Indikation!), weil die unumschränkt gut funktionierende Lebenskraft selbst hinreichend für die Entschlackung des Körpers wie für alle anderen vitalen Funktionen sorgt.

ad2):

Ja, chronische Behandlung ist immer miasmatisch. Jedes homöopathische Mittel ist vorzugsweise einem, zuweilen auch mehreren Miasmen zuzuordnen (insbesondere die Polychreste decken oft mehrere Miasmen ab!). Die Theorie der Miasmen ist nicht leicht zu verstehen und daher jedem Anfänger "noch etwas suspekt", aber für das wirkliche Verständnis der Homöopathie unverzichtbar. Ich verweise auf die von mir an anderer Stelle auf deine Frage genannte Einführungsliteratur.
Speziell zu den Miasmen hat in neuerer Zeit auch Peter Gienow sehr Interessantes und Weiterführendes veröffentlicht.
Zudem verweise ich noch auf folgenden Thread innerhalb des Forums:
http://22478.rapidforum.com/topic=102276322800
Das siehst Du, daß auch zu diesen Fragen vieles im Fluß der Diskussion und strittig ist. Sicher muß man heute mehr Miasmen annehmen als die 3 klassischen von Hahnemann (Psora, Sykose und Syphilis) - mindestens noch 2 sogenannte Mischmiasmen, nämlich das tuberkulinische (psorische Schwäche + syphilitische Destruktivität) und das kanzerogene (sykotischer Stau u. Überschuß + syphilitische Destruktivität) Miasma gehören dazu, nach Sankaran noch einige mehr. Auch das würde den Rahmen dieses Beitrags jetzt sprengen - gerne mehr auf konkrete Nachfrage.

LG
Thomas

In Antwort auf:
Einmal mehr vielen Dank, Thomas!

Zu 1)
Eine Frage noch nur indirekt zum Thema: (es geht um D-Potenzen...)
Meine ersten Gehversuche habe ich mit dem Handbuch von Ender gemacht. Der arbeitet ja mit D-Potenzen, obgleich er klar sagt, dass es im Prinzip völlig egal sei, ob C oder D. Ist es das richtige Mittel, wirkt die C30 wie die D30. (die C-Potenzen sollen ja etwas weicher wirken, aber ob das relevant ist?)
Er empfiehlt z.B. Camphora D1 zur Erkältungsvorbeugung bzw. bei den ersten Anzeichen zur "Unterdrückung"(doofes Wort im homöopathischen Sinne...wird ja auch gerne drüber diskutiert....). Im Prinzip ist das ja Phytotherapie und keine Homöo. bei einer D1.
Sind das z.B. sinnvolle Verdünnungen, die auch der Klassiker unter den Homöopathen akzeptiert? Bisher habe ich den Eindruck, als seien alle D-Potenzen für den Klassiker von vorne bis hinten überflüssig.
Woher kommt diese Ablehnung? "Nur" weil Hahnemann sie niemals nutzte und prüfte?
Gut, im Prinzip ist es plausibel; warum erfindet man plötzlich eine neue Verdünnungsmethodik, wenn sich die ursprüngliche doch bewährt hat.
Ursprünglich steht das von den 60er Jahren. Dr. Mathias Dorcsi, Wiener Schule der Homoöpatie. Warum die Entwicklung erfolgte, steht da aber leider nicht.


Zu2)
Ja Du hast schon Recht, die Miasmen sind etwas komplex. Da werde ich mich noch mit großem Interesse einlesen müssen.
Dank auf jeden Fall für den link, der hilft sicher weiter.

Alles Gute,
Robin

In Antwort auf:
Hallo Robin,

ich arbeite auch ergänzend mit tiefen D-Potenzen, wie gesagt organotrop-phytotherapeutisch, wenn materielle Wirkungen erwünscht sind.

Konstitutionsbehandlung und miasmatische Behandlung geschieht sinnvollerweise mit Hochpotenzen jenseits der Lohschmidt'schen Zahl, also im immateriellen Bereich. Der ist bei D-Potenzen erst ab D 23 erreicht, bei C-Potenzen schon über C 12.
Ob C 200 oder D 200 letztlich egal ist, weiß ich nicht. Ich habe mit hohen D-Potenzen keine Erfahrungen gemacht, weil ich mit ihnen nicht arbeite. D-Potenzen sind bzw. waren auch nur in Deutschland (und z. T. in Österreich) üblich, in Indien oder sonst auf der Welt käme wohl kaum ein Homöopath auf die Idee, D-Potenzen zu verschreiben, die international eher unüblich und eine "deutsche Spezialität" sind. Da mir der Sinn nicht einleuchtet, sehe ich keinen Grund, von meinen bewährten C-Potenzen abzugehen.

LG
Thomas

In Antwort auf:
Danke Thomas,
klingt schlüssig.

Nun bin ich wieder einige Tage wissensbefriedigt :-)

Schön, dass Du Dir die Zeit nimmst. Bzw. Ihr Euch; Schreibfaul sind sie ja alle nicht ;-)

(Ganz bestimmt) bis bald

In Antwort auf:
Hallo Robin,

hier noch ein sehr simpler Link, der auf einfache und doch inhaltlich noch annehmbare Weise auch für Anfänger verständlich die Miasmen kurz skizziert und erklärt:
http://www.homeoweb.de/02hmiasa.htm

LG
Thomas

In Antwort auf:
Hallo Thomas,

danke für den Link

LG Christa

In Antwort auf:
Besten Dank,
schön geschriebener Artikel...
Bei Fragen werde ich vertrauensvoll auf Euch zurückkommen.

Schönen Abend noch,
Robin

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