#1

Geistartiges wird zu Unrecht verspottet

in Allgemeines zur Homöopathie 07.02.2018 18:52
von Miraculix | 152 Beiträge | 880 Punkte

Ich bin ein Mann, sogar ein alter, gemäß dem Internet-Mem "Männer jammern über Banalitäten" darf, ja muß ich das jetzt sagen: Ich fühle mich schlecht. Sauschlecht. Die Nase läuft und schmerzt, der Kopf pocht und schmerzt, der Magen rumort und schmerzt, und beim traurigen Rest bin ich mir noch nicht sicher, ob nicht auch er mehr schmerzt als üblich. Gottlob spüre ich noch kein Fieber, aber das würde kommen, wie letzte Woche bei meiner Frau, kurz nachdem es bei ihr so anfing.

Es wird aber nicht so kommen, denn ich habe ein Geheimmittel. Seit ich es kenne hat es mich nicht im Stich gelassen. Zu Zeiten Hahnemanns wäre seine Wirkung als rein geistartig beschrieben worden, denn da wirkt etwas auf unsichtbaren Wegen und ohne sich zu verbrauchen, bereits seine bloße Wahrnehmung bewirkt etwas Gutes: einen Schritt hin zur Gesundung. Ich bin fest überzeugt davon, daß es auch diesmal wieder helfen wird. Doppelt überzeugt sogar, sind doch solche geistartigen Wirkungen auf den Organismus seit Jahren streng wissenschaftlich nachgewiesen. Aber der Reihe nach.

Die Möglichkeit der Konditionierung ist lange bekannt, nicht erst seit Pawlows Hunde auf ein akustisches Signal vorhersagbar mit Speichelfluß reagierten. Auch beim Menschen bewirken Reize eine körperliche Reaktion, die individuell zuweilen sehr verschieden ausfallen kann. Gänsehaut bei einer Jahrmarktsfahrt, ein Kloß im Hals bei einer berührenden Filmszene, vor Publikum rot werden? Für den einen unbekannt, für den anderen unausweichlich. Ob und wie stark solche geistartigen Reize bei jemandem wirken hängt von dessen persönlicher Konstitution und Konditionierung ab. Wohl jeder kennt einen Sinneseindruck (meist ein bestimmter Geruch, eine Melodie, ein Bild), der schlagartig Erinnerungen so intensiv ins Gedächtnis ruft, daß auch eine körperliche Reaktion beteiligt ist. Dieses Reiz-Reaktions-Muster ist sehr spezifisch und daher sehr wirkungsstark.

Neben individuell unterschiedlichen Konditionierungen gibt es auch allgemeine, deren Existenz wir im täglichen Leben meist gar nicht mehr bewußt wahrnehmen. Zuallererst weil sie eben all-täglich sind, fester Teil unserer gesellschaftlichen Konditionierung; aber auch weil sie wenig spezifisch sind und dadurch kaum Wirkung entfalten. Ein Beispiel: An meinem Haus ziehen laut krakeelend Betrunkene vorbei und beginnen sich zu prügeln. Kurz darauf schlingert ein Auto heran und hält, Leute springen heraus. Was Konditionierung körperlich bewirken kann wird an zwei Szenarien deutlich: Steigen Polizisten aus dem Auto wird sich meine Atmung beruhigen, sind es weitere Betrunkene eher beschleunigen. Die Erfahrungen, die in der Vergangenheit mit dem Fortlauf solcher Szenarien gemacht wurden, nicht nur von mir persönlich, sondern auch mir berichtete, wirken auf mich, und jede weitere positive Verstärkung (also Bestätigung) meiner Erwartungshaltung wird diese Wirkung erhöhen - wie das Sabbern bei Pawlows Hunden.

Greifen wir aus diesen geistartigen Prozessen nun alle diejenigen heraus, die sich positiv auf das Wohlbefinden auswirken, von einfacher Erleichterung bis hin zur spektakulären Spontanheilung. Solche Prozesse ohne weitere Hilfsmittel gezielt in Gang setzen zu können wäre Geistheilung, in Kombination mit einer stofflichen Arznei jedoch ist es anerkannte medizinische Praxis. Ganz allgemeine Konditionierungen machen es möglich: Eine Beruhigungspille beruhigt besser, wenn sie blau aussieht, und noch mal besser, wird sie von einem würdevollen Arztkittel verabreicht. Es ist dieselbe Pille, deren Wirkungsunterschiede eindeutig durch geistartige Prozesse ausgelöst werden. Auch die Wissenschaft erkennt also das Geistartige an.

Sich allgemeine Konditionierungen zu Nutze zu machen ist medizinischer Alltag. Könnte man zusätzlich noch die spezifischen, individuellen Konditionierungen aktivieren, also gezielt Spontanheilungen hervorrufen, wäre das ein wahrer Umbruch in der Medizin. Eine tiefgreifende individuelle Konditionierung ist ungleich wirksamer als eine allgemeine, der Wirkungsauslöser dafür aber auch schwieriger zu treffen. Auch wenn Hahnemann nie über individuelle Konditionierungen schreibt, in seiner Betrachtungsweise des Patienten als unteilbar Ganzes, als In-dividuum mit ganz eigener Vorgeschichte, schwingt dieser mit damaligen Worten kaum zu formulierende Gedanke mit.

Mein Gefühl sagt mir, es ist gleich der rechte Zeitpunkt für das Geheimmittel, meinen ganz persönlichen Wirkungsauslöser. Ich bin mir sicher: es zu verraten wird seine Wirkung nicht mindern, dazu ist es zu spezifisch, bei anderer Vorgeschichte wirkt es sicher weniger oder gar nicht. Ich werde also die Kopfhörer aufsetzen, es mir im Sessel bequem machen und eine knappe halbe Stunde gebannt auf den großen Bildschirm starren, der ein Video zeigt, welches in schlechterer Qualität und leicht verkürzter Form auch auf yt zu finden ist:

https://www.youtube.com/watch?v=aPOcfGwWt6E

Danach werde ich warme Ohren und eine kühle Stirn haben - vertraute Vorboten der Genesung. Bis Ende der Woche bin ich wieder fit. Ohne Paracetamol, ohne Globuli, einzig und allein durch ein intensives Video zu einer Musik, die ich seit meiner Jugend liebe.

Ist das Geistheilung?
Oder ist es sogar irrelevant, weil es nur bei mir selbst und auch nur gegen drohendes Fieber wirkt?


zuletzt bearbeitet 07.02.2018 18:54 | nach oben springen

#2

RE: Geistartiges wird zu Unrecht verspottet

in Allgemeines zur Homöopathie 07.02.2018 21:21
von ilse • Administratorin | 2.712 Beiträge | 11512 Punkte

Hm, Miraculix ... Geistheilung ... Selbstheilung. Du machst die Erfahrung, dass Ritual X dir hilft und setzt künftig dieses Ritual geziehlt ein. Ist doch eigentlich ganz normal. Wenn meine Kopfschmerzen durch Einatmen kalter Luft besser werden, dann atme ich eben kalte Luft ein und irgendwann verselbstständigt sich das Ritual und dann wirkt schon der Gedanke an kalte Luft heilend.
So wie der Säugling lernt, dass er - wenn er Hunger hat - tüchtig brüllen muss. Dann kommt Mama und es gibt lecker Milch.

Hab ich das so richtig verstanden? Ich bin halt der prosaische Typ.
LG ilse


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#3

RE: Geistartiges wird zu Unrecht verspottet

in Allgemeines zur Homöopathie 08.02.2018 14:37
von raterz | 245 Beiträge | 1360 Punkte

das ist keine geistheilung. geistheilung wirkt auch, ohne dass der patient überhaupt weiß, dass er behandelt wurde. es ist deshalb überhaupt nicht mit einem placebo effekt vergleichbar.

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#4

RE: Geistartiges wird zu Unrecht verspottet

in Allgemeines zur Homöopathie 08.02.2018 18:06
von ilse • Administratorin | 2.712 Beiträge | 11512 Punkte

Raterz: "Auch beim Menschen bewirken Reize eine körperliche Reaktion, die individuell zuweilen sehr verschieden ausfallen kann. Gänsehaut bei einer Jahrmarktsfahrt, ein Kloß im Hals bei einer berührenden Filmszene, vor Publikum rot werden? Für den einen unbekannt, für den anderen unausweichlich. Ob und wie stark solche geistartigen Reize bei jemandem wirken"

Ja, aber was ist daran geistartig? Wenn jemand schüchtern ist, dann wird er halt leicht rot.
Aber auch wenn ich jemandem heimlich die richtigen Globuli verabreiche, wird er es verlieren. Unsere Katzen, mein Mann kriegen auch nicht gesagt, dass ich einen Globulus und welchen ins Fressi tue oder in den Mund stecke - wenn's der richtige ist, wird er heilen. Wobei ich sagen muss, dass auch bei Katzen und Ehemännern ein Placeboeffekt eintreten kann. Bei Ehemännern auch ins Gegenteil verkehrt - "Sachma, hast du mir etwa auch was ins Essen getan? Mir wird so schwindelig."
LG ilse


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#5

RE: Geistartiges wird zu Unrecht verspottet

in Allgemeines zur Homöopathie 09.02.2018 09:11
von Miraculix | 152 Beiträge | 880 Punkte

Hallo raterz, wenn geistartige Heilung mit Wissen des Patienten geschieht ist es doch genauso eine Geistheilung wie ohne? Blaue Beruhigungspillen wirken bei einer Mehrzahl der Probanden nicht deshalb besser, weil die alle wissen, daß blau beruhigt. Das ist eine allgemeine Konditionierung, die ihre Wirkung auch ohne Wissen des Patienten entfaltet. Geistheilung bedeutet doch, ohne materielle Einwirkung gezielt heilende Prozesse in Gang zu setzen. Dessen kann sich der Patient bewußt sein, wie z.B. während einer Hypnose, oder eben auch nicht, wie z.B. beim Fernreiki für ahnungslose Dritte. Solange Du eine reproduzierbare positive Wirkung auf die Gesundheit erzielst, ohne dabei etwas Materielles zu "verbrauchen", ist das meiner Meinung nach Geistheilung. Siehst Du das anders?


Hallo Ilse, was "geistartig" ist in meinen Augen bedeutet habe ich doch erklärt, darunter fällt auch das rot werden. Schüchtern zu sein hat nun mal keinen materiellen Auslöser, es sind die Folgen rein geistartiger Reize. Kalte Luft hingegen bewirkt einen durchaus materiellen Reiz, sie sich nur anzusehen hätte wohl keinen Effekt.

LG Rainer

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#6

RE: Geistartiges wird zu Unrecht verspottet

in Allgemeines zur Homöopathie 09.02.2018 10:12
von Lieselott | 103 Beiträge | 845 Punkte

Den Begriff Selbstheilung finde ich neutraler als Geistheilung.
Eine Entspannung durch Musik und Bilder etc. funktiniert gut und pysiologisch arbeitet der Organismus dann wohl besser (von Zellatmung bis Lungenatmung).
Der Auslöser wird wohl ähnlich individuell sein wie die homöopathishen Mittel.
Bei Musik /Vid kann ich vor mir hindämmern, auch nett.

Ich verrate mal, wo ich voll dahinschmelze vermutlich Tiefenentspannung mit Effekt auf meine Physiologie.
langsame Bewegungen/Stimme V. Pichlmayr : https://www.youtube.com/watch?v=eTl0aNkpmqI
Auch dies Mädel mit ASMR Beruhigung: https://www.youtube.com/watch?v=sPkEODKFRH0

Falls jemanden die Kernfrage „Wer bin ICH“ interessiert..
Wäre möglich zB im deutschen Forum. Das klärt ‚Geistartiges’.
https://www.liberationunleashed.com/de/
LG Li

Christof Koch auch anregend: https://www.youtube.com/watch?v=fAhLYMbR_2A


zuletzt bearbeitet 09.02.2018 11:19 | nach oben springen

#7

RE: Geistartiges wird zu Unrecht verspottet

in Allgemeines zur Homöopathie 09.02.2018 14:19
von homöoslave | 811 Beiträge | 5015 Punkte

hmmmmmm....

Im gesunden Zustande des Menschen waltet die geistartige, als Dynamis den materiellen Körper (Organism) belebende Lebenskraft (Autocratie) unumschränkt und hält alle seine Theile in bewundernswürdig harmonischem Lebensgange in Gefühlen und Thätigkeiten, so daß unser inwohnende, vernünftige Geist sich dieses lebendigen, gesunden Werkzeugs frei zu dem höhern Zwecke unsers Daseins bedienen kann.
[Samuel Hahnemann: Organon der Heilkunst (6. Auflage),


hier taucht der Begriff geistartig bei Hahnemann auf.

Ich glaube nicht dass es hier eine direkte Verbindung zur "Geistheilung" gibt, wie Ihr sie zum Teil darstellt??
Hahnemann wollte, so denke ich, nur das inmaterielle Wesen seiner Heilkunst hervorheben.

Dass das alles irgendwie miteinander zu tun hab, möchte ich allerdings nicht in Abrede stellen wollen.
Vorsichtig sollte man jedoch in der Begrifflichkeit schon sein, um nicht ins "Esoterische" abzurutschen.

Und viele Beispiele die hier auch nennt, sei es das "Rot - werden", das Funktionieren von Entspannungstechniken
sind meiner Ansicht schlechte Beispiele, da sie sich durchaus auch physiologisch erklären lassen.




LG
Bernd


Sickness is like a Sitar, whose correct tuning has been disturbed.Naturally, all the notes from the Sitar will be far from melodious. There is no use trying to correct the individual notes. It is the disturbance in tuning itself which has to be corrected (Rajan Sankaran)
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#8

RE: Geistartiges wird zu Unrecht verspottet

in Allgemeines zur Homöopathie 11.02.2018 10:20
von Miraculix | 152 Beiträge | 880 Punkte

Gegen Esoterik spricht schon die direkte physiologische Reaktion, die das hier gemeinte "Geistartige" hervorzurufen vermag. Es trifft auf alle meine Beispiele zu: ein immaterieller Reiz bewirkt eine materielle Veränderung. Der Reiz wirkt auf die Dynamis ein und diese auf den Körper. Diese Wirkung kann positiv oder negativ für die Gesundheit sein, die Bezeichnung "Geistheilung" im umgangssprachlichen Sinne verdienen nur die stark positiven.

LG
Rainer


zuletzt bearbeitet 11.02.2018 10:21 | nach oben springen

#9

RE: Geistartiges wird zu Unrecht verspottet

in Allgemeines zur Homöopathie 11.02.2018 10:46
von ilse • Administratorin | 2.712 Beiträge | 11512 Punkte

Nur damit wir wissen, mit wem wir es zu tun haben.

https://twitter.com/uendruscheit

Das bist doch du, Miraculix, oder?


zuletzt bearbeitet 11.02.2018 10:51 | nach oben springen

#10

RE: Geistartiges wird zu Unrecht verspottet

in Allgemeines zur Homöopathie 11.02.2018 11:14
von Miraculix | 152 Beiträge | 880 Punkte

Weil ich einen sehr aufschlußreichen Beitrag von ihm verlinke glaubst Du, ich sei er? Du kannst mich gern in der HomBib treffen und mein Gesicht mit seinem vergleichen.
So ein Unsinn, also wirklich!

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#11

RE: Geistartiges wird zu Unrecht verspottet

in Allgemeines zur Homöopathie 11.02.2018 11:36
von homöoslave | 811 Beiträge | 5015 Punkte

Hallo Rainer

wer Du auch bist - ich verstehe Deine Motivation hier nicht.

Es ist Dein gutes Recht hier kritische Beiträge zur Homöopathie zu schreiben und
zu verlinken (wenn das auch die üblichen uns schon bekannten "Hetz"- und Skeptikerseiten sind?)

Erst hatte es den Anschein einer sachlichen Diskussion über Inhalte, jetzt habe ich den Eindruck
dass das ganze etwas Einseitig abtriftet?
...aber vielleicht lass ich mich da täuschen?

Nur eins: meiner Ansicht bist Du hier falsch.
Die paar Leutchen die sich hier treffen uns austauschen, sind Deiner Mühe nicht wert, wenn Du hier das Sprachrohr der gerade wieder zur Höchstform auflaufende aktuellen Homöopathie - Kritik - Bewegung sein willst.

LG
Bernd

der sich wieder auf fruchtbare Beiträge freuen würde


Sickness is like a Sitar, whose correct tuning has been disturbed.Naturally, all the notes from the Sitar will be far from melodious. There is no use trying to correct the individual notes. It is the disturbance in tuning itself which has to be corrected (Rajan Sankaran)
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#12

RE: Geistartiges wird zu Unrecht verspottet

in Allgemeines zur Homöopathie 12.02.2018 09:37
von Miraculix | 152 Beiträge | 880 Punkte

Hallo Bernd, ich verstehe die Aufregung nicht. Ist denn irgendetwas von dem, was ich schrieb, nicht wahr? Berechtigte Kritik an den eigenen Unzulänglichkeiten sollten wir nicht denen überlassen, die ohnehin schon gegen uns sind. Und daß alles in Butter ist kann ja wohl niemand ernsthaft behaupten. Auch wundert mich das Entsetzen über den Endruscheit-Link, der in meinen Augen frei von jeglicher Hetze ist und dessen Fakten zumindest in den zwei von mir genannten Fällen unwiderlegbar sind. Natürlich kritisiere ich den Zentralverein für seine so einfach zu entkräftenden Behauptungen, ich kam mir ehrlich für dumm verkauft vor. Muß ich tatsächlich erst einen gegnerischen Verein kritisieren, bevor ich das bei einem eigenen darf, ohne der Einseitigkeit bezichtigt zu werden? Bin ich "hier falsch", weil ich nicht mit Heile-Welt-Geplänkel aufwarten kann, sondern auf die Probleme hinweise, denen wir uns notwendigerweise stellen müssen? Nein, ich habe den Eindruck, hier wird der Bote für die unangenehme Botschaft gestraft.

Einer der Homöopathen, mit denen ich in Korrespondenz stehe, wurden von seinen Kollegen als "Nestbeschmutzer" bezeichnet, nachdem er die Stellungnahme des Zentralverein mit ähnlichen harschen Attributen bedachte wie ich. Seitdem schweigt er dazu in der Öffentlichkeit. Aber sollte es im Interesse eines gesunden Klimas nicht selbstverständlich sein, auf den Schmutz im eigenen Nest hinzuweisen? Ihn erinnerte es an das fatale Selbstverständnis der DDR-Oberen: Bei uns ist alles gut, Kritik ist Hetze des Klassenfeindes. Wohin das führte ist bekannt. Kritik ist ein Warnsignal, so wie der Schmerz, der dem Körper ein Übel anzeigt. Lange läßt er sich nicht folgenlos ignorieren.

Wir sind hier doch in der vergleichsweise glücklichen Lage, nicht den Sachzwängen hauptberuflicher Homöopathen unterworfen zu sein, wir können also Probleme diskutieren ohne den Umsatz im Auge haben zu müssen. Woher dann die Angst, diese Probleme überhaupt zur Kenntnis zu nehmen? Woher die Paranoia, alles andere als Friede Freude Eierkuchen sei gegnerische Propaganda? Wenn die Freunde der Homöopathie nicht mal mehr untereinander offen reden können steht es um sie schlimmer als befürchtet.

LG
Rainer

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#13

RE: Geistartiges wird zu Unrecht verspottet

in Allgemeines zur Homöopathie 12.02.2018 11:04
von homöoslave | 811 Beiträge | 5015 Punkte

Zitat
Aber sollte es im Interesse eines gesunden Klimas nicht selbstverständlich sein, auf den Schmutz im eigenen Nest hinzuweisen? Ihn erinnerte es an das fatale Selbstverständnis der DDR-Oberen: Bei uns ist alles gut, Kritik ist Hetze des Klassenfeindes. Wohin das führte ist bekannt. Kritik ist ein Warnsignal, so wie der Schmerz, der dem Körper ein Übel anzeigt. Lange läßt er sich nicht folgenlos ignorieren.



puuh . das ist schon harter Tobak?

gut - ich hab es auch nicht so mit der "Vereinsmeierei" diverser Verbände.
ich war mal Mitglied im Vkhd - aber da Praxis nicht lief war mit dann nach einigen Jahren doch der Beitrag
zu teuer.

Ich unterliege keinen Sachzwängen , da ich kein (leider) hauptberuflicher Homöopath bin. Ich treffe
mich aber regelmäßig in einem Arbeitskreis mit solchen.
Ich habe allerdings den Eindruck dass diese sich täglich im Rahmen ihre Möglichkeiten
ehrlich mit und für die Homöopathie auseinander- und einsetzen.

Und alle sind für jegliche sachliche Kritik und Diskussion offen.

LG
Bernd

zum Thema aber auch von der Webside des VkhD


„Es gibt keinen wissenschaftlichen Nachweis dafür, dass Homöopathie wirkt“

Dies ist die wahrscheinlich meistzitierte, völlig unzutreffende Aussage zur Homöopathie. Forschung im Bereich Homöopathie ist ein noch relativ neues Feld, es stimmt also durchaus, dass es keine große Zahl an Studien gibt, aber einige Belege ist etwas völlig anderes als keine Belege.

Bis Ende 2014 wurden 189 randomisierte kontrollierte Studien zur Homöopathie bei 100 verschiedenen Erkrankungen in peer-reviewed Zeitschriften1 veröffentlicht. Darunter fallen 104 Studien, die Placebo-kontrolliert und für eine weitere detaillierte Bewertung in Frage kommen:

41 % fielen positiv aus (43 Studien) – sie stellten fest, dass Homöopathie wirksam ist
5 % fielen negativ aus (5 Studien) – sie stellten fest, dass Homöopathie unwirksam ist
54 % waren nicht eindeutig (56 Studien)

Wie lässt sich dies mit den Nachweisen zur Schulmedizin vergleichen?


Eine Analyse von 1016 systematischen Übersichtsarbeiten von RCTs zu schulmedizinischen Behandlungen kam zu einem auffällig ähnlichen Ergebnis:2

44 % fielen positiv aus – die Behandlung war wahrscheinlich nützlich
7 % fielen negativ aus – die Behandlung war wahrscheinlich schädlich
49 % waren nicht eindeutig – die Ergebnisse zeigten weder einen Nutzen noch einen Schaden
Obwohl die Prozentsätze an positiven, negativen und nicht eindeutigen Ergebnissen für Homöopathie und Schulmedizin ähnlich ausfallen, ist es wichtig, einen großen Unterschied in der Anzahl ausgeführter Forschungsarbeiten anzuerkennen. Graphik A zeigt 189 homöopathische Studien, während Graphik B 1016 schulmedizinische Übersichtsarbeiten erfasst, von denen jede mehrere Studien analysiert.

Dies unterstreicht den dringenden Bedarf nach mehr Forschung in der Homöopathie, insbesondere an groß angelegten, qualitativ hochwertigen Wiederholungen der vielversprechendsten positiven Studien.

Der zahlenmäßige Unterschied ist ferner nicht überraschend, wenn man bedenkt, welch verschwindend geringe Finanzmittel für die Forschung im Bereich „Komplementär- und Alternativmedizin“ (CAM – Complementary and Alternative Medicine) bereitgestellt werden. In Großbritannien beispielsweise werden nur 0,0085 % des gesamten Haushalts für medizinische Forschung im Bereich CAM ausgegeben, wovon Homöopathie lediglich ein Beispiel ist.3


Sickness is like a Sitar, whose correct tuning has been disturbed.Naturally, all the notes from the Sitar will be far from melodious. There is no use trying to correct the individual notes. It is the disturbance in tuning itself which has to be corrected (Rajan Sankaran)

zuletzt bearbeitet 12.02.2018 11:28 | nach oben springen

#14

RE: Geistartiges wird zu Unrecht verspottet

in Allgemeines zur Homöopathie 13.02.2018 18:32
von raterz | 245 Beiträge | 1360 Punkte

die homöopathen sollten mal mit patientenfall studien daher kommen. einzelfälle von chronisch unheilbaren krankheiten, die dokumentiert und belegt geheilt werden.

das sollte eigtl. den kritikern genügend wind aus den segeln nehmen. aber macht keiner?


die klassichen homöopathen sind so träge wie dogmatisch. das ist segen und fluch sogleich, weil sie sich um kritik nicht scheren und einfach unbeirrt weiter machen, und dem gegner eher ignorieren und keine angriffsfläche bieten. andererseits können sich die skeptiker so auch in immer größeren wahnsinn hinein steigern und tendentiell in ihrem fanatismus tatsächlich vielleicht eines tages der homöopathie wirklich schaden.

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#15

RE: Geistartiges wird zu Unrecht verspottet

in Allgemeines zur Homöopathie 14.02.2018 18:56
von Miraculix | 152 Beiträge | 880 Punkte

Hallo Bernd, wenn meine Beobachtungen repräsentativ sind, bleibt hauptberuflichen Homöopathen selten die Zeit, sich umfassend über die aktuellen Debatten zu informieren. Es wäre Aufgabe des Verbandes, diese Informationen zu bündeln, aufzubereiten und an seine Mitglieder weiterzugeben, damit die sich ihre eigene Meinung bilden können. Stattdessen wird gleich die Meinung des Verbandes weitergegeben, die wie in dem von mir aufgegriffenen Fall stark realitätsverzerrend ausfallen kann. Unter diesen Voraussetzungen erscheint mir eine wirklich ehrliche Auseinandersetzung unter den Mitgliedern schwer vorstellbar, die sich ja ohnehin erst dann erweist, wenn jemand in Grundsatzfragen tatsächlich seine eigene, von der "verordneten" abweichende Meinung hat. Meine Feststellung zum erschreckend schlechten Abschneiden der Homöopathie in wissenschaftlichen Studien ist ja wohl vor allem deshalb auf allgemeines Unverständnis gestoßen, weil vom Zentralverein wahrheitswidrig ein gegenteiliger Eindruck erzeugt wird.

Wir können die Argumente für unseren eigenen Standpunkt nicht schärfen, ohne auf das einzugehen, was ihnen entgegengehalten wird. Wir bleiben für eigene Fehler blind, wenn wir verdrängen, was auf sie hinweist. Im Rahmen unserer argumentativen Möglichkeiten ließe sich viel mehr bewirken, gäbe es einen Hort verläßlicher Informationen für das pro UND contra der Homöopathie. Gibt es bei Heel oder der DHU keinen think tank? Wir brauchen gebündelte Informationen und schlagkräftige Argumente, stattdessen bekommen wir einseitiges Halbwissen. Wundert es da noch, dass wir uns in einer kontroversen Diskussion üblicherweise geschlagen geben müssen?

Ich halte es für völlig legitim, die mir vom Zentralverein und unseren übrigen Fahnenträgern vorenthaltenen Informationen direkt von der Quelle zu holen, auch wenn sie eine der üblichen uns schon bekannten "Hetz"- und Skeptikerseiten ist. Gewiß sind "die üblichen verdächtigen" Domains bekannt, aber sollte es nicht auch ihr Inhalt sein, zumindest überblicksmäßig? Über Hetze kann man gelassen hinwegblicken, Samuel selbst ist in seinen Schriften schließlich auch nicht sonderlich zimperlich mit der anderen Seite umgegangen. Nicht ignorieren aber sollte man die Argumente, sofern sie auf soliden Füßen stehen. Zum Abschneiden der Homöopathie in wissenschaftlichen Studien sind die dortigen Aussagen nicht nur wesentlich informativer, sie sind vor allem nachprüfbar. Wir müssen diese Fakten wohl oder übel zur Kenntnis nehmen, wir dürfen uns nicht von den gegenteiligen Behauptungen unserer Verbände einlullen lassen. Vor allem aber sollten wir uns fragen, ob unsere Interessenvertreter in den Verbänden wirklich unsere Interessen vertreten, und ob ihr "Weiter so!" uns wirklich weiter bringt.

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#16

RE: Geistartiges wird zu Unrecht verspottet

in Allgemeines zur Homöopathie 14.02.2018 20:26
von raterz | 245 Beiträge | 1360 Punkte

das sehe ich auch so. ich vermute aber auch, dass sich viele homöopathen vor der richtigen validierung ihrer daten scheuen. viele wollen sich warscheinlich nicht eingestehen, wie ineffektiv sie in vielen fällen sind - bis hin zu gar keiner wirksamkeit.
darin sehe ich auch das hauptproblem in dem wissenschaftlichen nachweis: der große qualitätsunterschied bei den behandlern.


zuletzt bearbeitet 14.02.2018 20:29 | nach oben springen

#17

RE: Geistartiges wird zu Unrecht verspottet

in Allgemeines zur Homöopathie 14.02.2018 21:34
von Miraculix | 152 Beiträge | 880 Punkte

Zitat von homöoslave im Beitrag #13
zum Thema aber auch von der Webside des VkhD

Der komplette Text stammt vom HRI, das es eigentlich wissen sollte.
Einige Anmerkungen dazu von mir in meiner Eigenschaft als Advocatus Diaboli :

Zitat von homöoslave im Beitrag #13
Bis Ende 2014 wurden 189 randomisierte kontrollierte Studien zur Homöopathie bei 100 verschiedenen Erkrankungen in peer-reviewed Zeitschriften1 veröffentlicht. Darunter fallen 104 Studien, die Placebo-kontrolliert und für eine weitere detaillierte Bewertung in Frage kommen

Es fehlt leider die Information, wie viele dieser 104 Studien ordnungsgemäß verblindet sind. Auf Anhieb habe ich noch keine gefunden.

Zitat von homöoslave im Beitrag #13
Eine Analyse von 1016 systematischen Übersichtsarbeiten von RCTs zu schulmedizinischen Behandlungen kam zu einem auffällig ähnlichen Ergebnis

In einer systematischen Übersichtsarbeit (https://de.wikipedia.org/wiki/Systematis...bersichtsarbeit) hat eine nicht mindestens doppelt verblindete Studie kaum Chancen auf Berücksichtigung - sie läßt eben zu viel Spielraum für wissentliche oder unwissentliche Manipulation. Das HRI vergleicht hier Äpfel und Birnen.

Zitat von homöoslave im Beitrag #13
Dies unterstreicht den dringenden Bedarf nach mehr Forschung in der Homöopathie, insbesondere an groß angelegten, qualitativ hochwertigen Wiederholungen der vielversprechendsten positiven Studien.


Seit Studien vor ihrem Beginn registriert werden müssen und die Nichtveröffentlichung der Ergebnisse automatisch als Fehlschlag betrachtet wird, sind die Sponsoren vorsichtiger geworden. Qualitativ hochwertige Wiederholungen setzen Verblindung voraus, und die senkt unsere Erfolgsrate erfahrungsgemäß bis zur Rauschgrenze. Nun ja, lassen wir uns überraschen, was Heel und DHU tun werden, um den angesprochenen Bedarf zeitnah zu befriedigen. Eine umfassende Neuaufnahme der Arzneimittelbilder wäre für diese Riesen zwar zu stemmen, aber scheinbar besteht dafür ja kein Bedarf. [:Kopschüttel-Smiley:]

Zitat von homöoslave im Beitrag #13
In Großbritannien beispielsweise werden nur 0,0085 % des gesamten Haushalts für medizinische Forschung im Bereich CAM ausgegeben, wovon Homöopathie lediglich ein Beispiel ist.


Das würde sich schlagartig ändern, wenn die medizinischen Forschungsschritte, die vor Inverkehrbringung eines Medikamentes vorgeschrieben sind, auch im Bereich CAM Gültigkeit hätten. Auch hier also wieder: Obstsalat.

Das HRI wollte den Satz „Es gibt keinen wissenschaftlichen Nachweis dafür, dass Homöopathie wirkt“ als völlig unzutreffend entlarven, was in meinen Augen nicht so ganz geklappt hat. Wissen die es einfach nicht besser (was ich mir ehrlich gesagt schwer vorstellen kann) oder wollen die uns nur ruhig stellen, so wie die Bordkapelle der Titanic?


Hallo raterz, es muß gar nicht mal an der Qualifizierung der Therapeuten liegen, die hat im Laufe der Generationen ja eher zu- als abgenommen. Ich kann zwar keine Aussage dazu treffen ob und wie viel der Wunsch im Praxisalltag mehr zählt als die Wirklichkeit, aber wenn die Arznei partout nicht mehr so wirken will wie erwartet ist eine Wahrnehmungsmodifikation schon denkbar.

LG Rainer

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