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Vom Wert medizinischer Kenntnisse

in Grundlagen der Homöopathie 31.01.2010 17:44
von ilse • Administratorin | 2.712 Beiträge | 11512 Punkte

Also sprach schon Bönninghausen:

Einwürfe gegen Hahnemanns Diagnostik

Unter dieser Rubrik gehört zuvörderst der der neuen Heillehre gemachte Vorwurf: ``dass sie dahin führe, jede Art von Gelehrsamkeit aus der Medizin zu verbannen, weil sie sich damit begnüge, bloss die äusseren Zeichen der Krankheiten zu betrachten, ohne sich um die Ursachen und das innere Wesen derselben zu bekümmern. Aus diesem Grunde sei dem Arzte Anatomie, Physiologie, Pathologie u.s. w. entbehrlich geworden, und die Wissenschaft werde wieder zur alten Barbarei zurückkehren.´´

Die Homöopathen entgegnen hierauf, dass es weder Hahnemann, noch irgend einem seiner vernünftigen Schüler jemals in den Sinn gekommen ist, zu behaupten, dass das Organon der Heilkunst die ganze Medizin in sich begreife, und daher jedes andere hieher gehörige Studium überflüssig sei.

Weit entfernt, die Medizin, als Wissenschaft, umzustürzen, wird sie im Gegentheile durch die Homöopathie mit neuen, sehr schätzbaren Wahrheiten bereichert, und durch die Einheit des Prinzips nicht nur zum Range einer Wissenschaft erhoben, sondern auch auf eine Höhe von Zuverlässigkeit und Vollkommenheit geführt, die ihr nach dem einstimmigen Geständnisse der besten Schriftsteller aller Zeiten bisher gänzlich mangelte. Der homöopathische Arzt schätzt und ehrt in vollem Maasse jede medizinische Kenntniss, welche auf treue Beobachtungen und Forschungen in der Natur begründet ist, so wie die zuverlässigen Schlussfolgen, welche daraus gezogen sind.

Er studirt deshalb emsig die Anatomie und nimmt warmen Antheil an den Forschungen und Entdeckungen der neuern Zeit in diesem Gebiete, weil er dadurch den Normal-Zustand des menschlichen Organismus in allen seinen Theilen kennen lernt. Eben so muss er genau mit der Physiologie bekannt sein, welche ihn die Funktionen der einzelnen Theile während des Lebensprozesses im gesunden Zustande lehrt. Er schätzt nicht minder die wahrhaften Entdeckungen in der Pathologie, welche wir den grossen Männern älterer und neuerer Zeit zu verdanken haben. Ja, er wird selbst die bisherige Materia medica und Therapie fleissig studiren, weil er weiss, dass er dort einige nützliche Wahrheiten und Andeutungen finden kann unter der grossen Menge von Unwahrheiten und Erdichtungen, welche ihr Dasein bloss gewagten Conjunkturen und leeren Spekulationen verdanken.

Gerade die Anatomie, die Physiologie und die Pathologie sind es, welche dem homöopathischen Arzte über den wahren Werth jedes einzelnen Krankheits-Symptoms Aufschluss geben müssen; gerade diese sind es, welche ihn in den Stand setzen müssen, die wichtigeren Zeichen der Krankheit, welche unmittelbar aus dem Herde des Übels entspringen, von denjenigen zu trennen, die weniger wesentlich und nur durch Mitleidenschaft anderer Theile des Körpers entstanden sind.

So lange man also unter Wissenschaftlichkeit in der Medizin nur das Erforschen der Natur, so weit sie überhaupt für uns erkennbar ist, begreift, kann kein Vorwurf für die Homöopathie ungegründeter sein, als eben dieser. Nur wenn man auch die übersinnlichen Spekulationen und das mystische Wesen der Metaphysik dahin zählen will; dann freilich müssen die Homöopathen gestehen, dass sie solche für die Medizin wenigstens entbehrlich erachten, und die Geschichte der Arzneikunde wird Jedem sagen, warum sie dieses thun.

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